Für die Pfalz erworben

Kulturschätze für das Land Rheinland-Pfalz 2004-2019

Als Teil des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz dokumentiert die Pfälzische Landesbibliothek nicht nur die laufend neu in der und über die Pfalz erscheinende Literatur, sondern erwirbt mit dieser Perspektive auch Handschriften, ältere Drucke, Landkarten, Autographen und anderes mehr. Materialien dieser Art werden im Antiquariatshandel und auf Auktionen angeboten, selten von Privatpersonen. Hinzu kommen große Übernahmen wie z.B. 2011 der Ankauf des schriftlichen Nachlasses des bedeutenden impressionistischen Malers und Graphikers Max Slevogt von den auf dem Slevogthof über Leinsweiler lebenden Erben.

Die im Rahmen des Jubiläums "15 Jahre Landesbibliothekszentrum" entstandene Ausstellung "Für die Pfalz erworben - Kulturschätze für das Land Rheinland-Pfalz 2004-2019" wirft einen Blick auf die antiquarischen Erwerbungen der letzten 15 Jahre. Die sorgsam ausgewählten Exponate spiegeln die kulturelle Vielfalt der Pfalz wider und geben einen Einblick in die Bemühungen der Pfälzischen Landesbibliothek um den Erhalt und die Bewahrung des regionalen Kulturerbes. Die Ausstellung wurde vom 29. Mai bis 19. Oktober 2019 in Speyer gezeigt.

Antiquarischen Erwerbungen basieren auf definierten Schwerpunkten und langfristigen Planungen, um sich im antiquarischen Angebot orientieren zu können. Autographen und buchkünstlerische Werke von Max Slevogt sind bereits seit der Gründung der Pfälzischen Landesbibliothek 1921 gesammelt worden. Weitere wichtige pfälzische Personen an denen sich die Sammlung orientiert, sind z.B. der Schriftsteller Martin Greif und der Maler Hans Purrmann, beide in Speyer geboren, die empfindsame Schriftstellerin Sophie von La Roche oder der Geophysiker Georg von Neumayer. Ein für die Pfalz konstituierendes Ereignis war das Hambacher Fest 1832. Zu einem der Hauptredner, Johann Georg August Wirth, konnten seit 2004 wertvolle Materialien erworben werden. Zu nennen sind weiter Briefe von Albert Schweitzer an den Speyerer Pfarrer Emil Lind. An Druckern sind Erzeugnisse der Speyerer Druckerdynastie Peter Drach im 15. und 16. Jahrhundert, des Neustadter Verlags Harnisch im 16. Jahrhundert sowie des Speyerer Musikverlegers Heinrich Philipp Bossler im 18. Jahrhundert zu nennen. Diese Neuerwerbungen fließen nicht selten als weiteres Exponat in bereits geplante Ausstellungen oder werden für wissenschaftliche Abhandlungen ausgewertet. So entstand z.B. auf der Grundlage der 2011 ersteigerten Briefe von Albert Schweitzer an Emil Lind  ein Beitrag für die 2019 erschiene Publikation ‚Emil Lind und Albert Schweitzer‘.

Für den Erwerb von Antiquaria stehen im Regelfall Mittel des Landesbibliotheks­zentrums zur Verfügung. Übersteigt der Preis jedoch die Möglichkeiten des Regeletats, gibt es verlässliche Partner wie Stiftungen, Vereine und andere Einrichtungen, die den Erwerb durch Zuwendungen ermöglichen; in Einzelfällen unterstützen auch Privatpersonen solche Ankäufe. In diesem Zusammenhang bedankt sich die Pfälzische Landesbibliothek bei der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung Speyer, der Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, der Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz und dem Rotary Club Speyer. Die genannten Einrichtungen haben sich in den zurückliegenden 15 Jahren beim Erwerb vieler der gezeigten Exponate beteiligt.

2004

Christoph Pezel

Historisches Buch

Christoph Pezel stammte aus Plauen, wo er 1539 zur Welt kam. Er studierte in Jena und wechselte dann nach Wittenberg, wo er Philipp Melanchthon kennenlernte. 1569 wurde er Prediger an der dortigen Hofkirche und Theologieprofessor. Als Philippist geriet er 1574 nicht zu Unrecht in den Verdacht des Kryptocalvinismus und wurde zwei Jahre lang inhaftiert. Nach seiner Ausweisung aus Sachsen führte er das reformierte Bekenntnis in Nassau-Dillenburg und in Bremen ein. Das von Pezel herausgegebene Werk enthält Theologische Rathschläge seines Lehrers Melanchthon. Es erschien in Neustadt an der Haardt im Verlag der calvinistischen Druckerdynastie Harnisch, wichtigste Offizin in der Pfalz in ihrer Zeit. Am Anfang steht Matthäus Harnisch, der zuerst in Heidelberg wirkte, 1577 aber ins calvinistische Neustadt ausweichen musste, als Kurfürst Ludwig VI. die Pfalz zum Luthertum zurückführte. Harnisch produzierte bis zu seinem Tod 1596 etwa 240 Drucke, darunter calvinistische Literatur und Amtsdruckschriften. Das Geschäft wurde danach von seinen Söhnen Josua und Wilhelm Harnisch weitergeführt. Der vorliegende Druck erschien nach Wilhelms Tod im bis 1604 bestehenden Verlag seiner Erben.

Christliche Berathschlagungen unnd Bedencken/ Auch andere nützliche unnd heylsame Erinnerungen unnd Antworten/deß weyland Hocherleuchten gelehrten Manns Philippi Melanthonis, in Teutscher Spraach gestellet/ von vielen fürnemmen ReligionsSachen. Getreuwlich zusammen gebracht/ Durch D. Christophorum Pezelium …, Neustadt an der Haardt: Wilhelm Harnischs Erben, 1600

Signatur: 108-3491 Rara

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2005

Sophie von la Roche

Historisches Buch

Sophie von La Roche wurde 1730 in Kaufbeuren geboren. Ein entscheidendes Ereignis für die künftige schriftstellerische Laufbahn beider Personen war die Begegnung mit Christoph Martin Wieland in Biberach, mit dem Sophie 1750 kurzzeitig verlobt war. 1753 heiratete sie Georg Michael Frank La Roche, der in Diensten des Mainzer Kurfürsten und dann des Trierer Kurfürsten stand, 1780 aber gestürzt wurde. Zuflucht fand das Ehepaar in Speyer bei dem befreundeten Domherrn Christoph von Hohenfeld. Hier erschienen wichtige Werke der Sophie von La Roche, die sich vor allem an Teutschlands Töchter richteten. Dazu gehören die Zeitschrift ‚Pomona‘ sowie ‚Briefe an Lina. Mütterlicher Rath für junge Mädchen‘. Daneben betätigte sie sich als Reiseschriftstellerin. Sophie von La Roche, die 1786 nach Offenbach umziehen musste, wo sie 1807 starb, ist eine der wichtigsten und überaus erfolgreichen Schriftstellerinnen ihrer Zeit sowie Großmutter von Clemens Brentano und Bettine von Arnim. Bei diesem Band handelt es sich um die erste Edition von ausgewählten Briefen Wielands an Sophie aus den Jahren 1752 bis 1806. Mit Schreiben vom 5. November 1780 hieß Wieland sie in der ruhigen Freystatt Speyer willkommen.

C. M. Wieland‘s Briefe an Sophie von La Roche, nebst einem Schreiben von Gellert und Lavater. Herausgegeben von Franz Horn, Berlin: E. H. G. Christiani, 1820

Signatur: 19.3922 Rara

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2006

Jakob Wimpfeling

Historisches Buch

Jakob Wimpfeling wurde 1450 im elsässischen Schlettstadt geboren und besuchte die dortige, berühmte Lateinschule. 1463 immatrikulierte er sich in Freiburg, wo er den späteren Straßburger Münsterprediger Johann Geiler von Kaysersberg kennenlernte, und wechselte 1469 nach einem Intermezzo in Erfurt nach Heidelberg. Hier studierte er Theologie, wurde wahrscheinlich 1474 zum Priester geweiht und schloss sich dem frühhumanistischen Kreis im Umfeld des Heidelberger Hofes an. 1484 wurde Wimpfeling Domprediger in Speyer. Hier arbeitete er mit den Druckern Peter Drach der Mittlere und Konrad Hist sowie mit Baseler und Straßburger Offizinen zusammen. Seine Schriften kreisten um Kirchen-, Schul- und Universitätsreform. 1498 kehrte er an die Universität Heidelberg zurück. Seine ‚Rede über den Heiligen Geist‘ hielt er als Pfingstpredigt im Mai 1483 in der Neckarstadt. Sie setzt sich kritisch mit dem Wirken der Universitätslehrer in den Bereichen Wissenschaft und Erziehung auseinander. Die hier vorliegende Ausgabe aus dem Jahr 1507 ist der Erstdruck.

Jacobi Vimpfelingii Schletstattensis Theosophi Oratio de sancto spiritu, Pforzheim: Thomas Anshelm, 1507

Signatur: 19.10796 Rara

Nachlass Erika Köth

Foto der Sängerin Erika Köth

Der künstlerische Nachlass der Kammersängerin Erika Köth (1925-1989) kam im Jahr 2006 als Dauerleihgabe ins Landesbibliothekszentrum. Die in Darmstadt geborene Sopranistin begann ihre Karriere am Pfalztheater Kaiserslautern. Ihre Paraderolle war die Königin der Nacht aus Mozarts ‚Zauberflöte‘, die sie über 270 Mal sang. Von 1953 bis 1978 gehörte sie zum festen Ensemble der Bayerischen Staatsoper, ab 1960 war sie zudem Mitglied der Deutschen Oper in Berlin. Daneben hatte sie zahlreiche Gastspiele und wurde einem breiteren Publikum durch Auftritte in der Fernsehserie ‚Zum Blauen Bock‘ bekannt. Nach ihrer Münchener Zeit lebte sie in Neustadt-Königsbach und wirkte unter anderem als Dozentin an den Musikhochschulen in Köln und Mannheim. 1989 ist sie in Speyer verstorben. Der Nachlass enthält neben Zeitungskritiken, Schallplatten und zahlreichen Fotos auch Kuriositäten wie eine Weinflasche, deren Inhalt am 11. November 1970 "mit 11 alten Weibern" gelesen wurde.

Erika Köth in ihrem Haus in Neustadt-Königsbach, Fotografie vom Fotostudio Signum, Kh. Schmeckenbacher und Werner Schmitt, Landau, o. J.

Signatur: Nachlass Erika Köth N 81

Johann Joachim Becher

Historisches Buch

Johann Joachim Becher wurde 1635 in Speyer als Sohn eines lutherischen Pfarrers geboren und wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in Stockholm auf. Er bildete sich autodidaktisch fort und trat 1660 als Mathematiker und Arzt in den Dienst des Mainzer Erzbischofs Johann von Schönborn. Weitere spätere Gönner waren der bayerische Kurfürst in München und der Kaiser in Wien. 1679 wanderte Becher nach England aus, wo er 1682 verarmt starb. Er schuf ein großes, für die Naturwissenschaften mit den Schwerpunkten Alchemie, Chemie und Botanik, für die Technikgeschichte, für den Merkantilismus, aber auch für die Linguistik bedeutsames Werk. Die ‚Psychosophia‘ erschien erstmals 1678 und erwies sich mit fünf weiteren Ausgaben bis 1725 als sehr erfolgreich. Es handelt sich um eine Sozialutopie, die auf die Gründung einer kleinen, ökonomisch autarken und besonders an der Förderung der Wissenschaften interessierten Gemeinschaft abzielte.

Johann Joachim Bechers/ von Speyer, Ihro Röm. Käyserl. Majestät gewesenen Cammer-Raths, Psychosophia oder Seelen-Weisheit …, 4. Aufl., Hamburg: Theodor Christoph Felginer, 1725

Signatur: 19.10978 Rara

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2007

Franz Weiß

Historisches Buch

Franz Weiß wurde 1808 in Kaiserslautern geboren und studierte in Heidelberg Theologie. Danach schlug er die Lehrerlaufbahn ein und unterrichtete in Pirmasens und Frankenthal; darüber hinaus machte er sich als Dichter einen Namen. Als sein Hauptwerk kann ‚Die malerische und romantische Rhein-Pfalz‘ gelten, zweifellos ein Meilenstein in der ästhetischen Würdigung dieses Landes, das auf den aufkommenden Tourismus, aber auch auf den Pfälzerwald-Verein vorauswies. Ziel seines Werkes sei es, so Weiss, die Leser anzuregen, den Wanderstab zu ergreifen und die schöne Pfalz zu durchwandern. Das Werk handelt die einzelnen Täler der Pfalz ab, die Gegenden um Kaiserslautern und Zweibrücken sowie die Rheinstrasse. Im Zentrum des allegorischen Titelblattes stehen Palatia, die blonde Tochter der Germania, der Vater Rhein sowie den das Bruderland Bayern symbolisierenden Gambrinus. Wichtigstes historisches Monument des Weinlandes, in das die Moderne in Form einer Eisenbahn und einer Fabrik Einzug hält, ist der Speyerer Dom.

Die malerische und romantische Rhein-Pfalz dargestellt in Original-Ansichten in Stahlstich von Deutschlands bedeutendsten Künstlern. Historisch-topographisch beschrieben von Franz Weiss, 2. Aufl., Neustadt an der Haardt: Verlag von A. H. Gottschick’s Buchhandlung (E. Witter), 1855

Signatur: 107-5301 Rara

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2008

Graezist Wilhelm Xylander

Historisches Buch

Der Druck überliefert eine lateinische Übersetzung der ‚Moralia‘, einer Sammlung philosophischer Schriften, des griechischen Autors Plutarchos. Herausgeber war der aus Augsburg stammenden Graezist Wilhelm Xylander. Er lehrte ab 1558 an der Universität Heidelberg und widmete dieses Werk dem späteren Heidelberger Kurfürsten Ludwig VI. Dieses Exemplar trägt einen stilistisch von der Renaissance beeinflussten Pergamenteinband. Er zeigt vorne und hinten im Zentrum Besitzkennzeichnungen von Kurfürst Friedrich III., Vater von Ludwig VI. Vorne findet sich ein Porträtsupralibros mit der Inschrift FRIDERICH PFALCZ GRAF CHVRFVRST, hinten das pfälzische Wappen mit Friedrichs Monogramm F.P.C. (Fridericus Palatinus Comes) sowie seinem ebenfalls monogrammierten Motto H.N.D.W. (Herr nach Deinem Willen). Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich bei diesem Band um das persönliche Widmungsexemplar Xylanders für Friedrich III. handelte. Dieses Exemplar entging offensichtlich der Wegführung der Bibliotheca Palatina nach Rom zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs.

Plutarchi Chaeronensis Moralia, quae usurpantur. Sunt autem omnis elegantis doctrinae penus … Guilielmo Xylandro Augustano interprete, Basel: Thomas Guarinus, 1570

Signatur: 208-441 Rara

Jakob Theodor

Historisches Buch

Der Arzt und medizinisch-pharmazeutische Fachschriftsteller Jakob Theodor wurde um 1525 in Bergzabern geboren, weshalb er auch den Herkunftsnamen Tabernaemontanus führte. Er arbeitete als Arzt für den Speyerer Bischof Marquard von Hattstein, für den pfälzischen Kurfürsten Friedrich III. und auch als Stadtarzt in Neuhausen bei Worms. Erstmals 1588 erschien sein ‚Neuw Kreuterbuch‘, das in der hier vorliegenden Ausgabe, so die Titelfassung, 442 Kräuter, Bäume, Stauden, Hecken, Wurzeln, Rinden und Früchte in Wort und Bild und unter besonderer Berücksichtigung ihrer medizinischen Wirkung aufführte. Diese volkssprachige Medizin propagierte die Nutzung einheimischer Pflanzen, die eine Selbstmedikamentation möglich machte und sich an breite Bevölkerungsschichten vor allem außerhalb der Städte richtete. Pflanzenbücher dieser Art erlebten meist mehrere Auflagen. In der Widmung an den Kuradministrator Johann Casimir führte Tabernaemontanus aus, dass er in seiner eigenen medizinischen Praxis vor allem die hier von ihm vorgestellten, heimischen Heilpflanzen verwendet habe.

Neuw vollkommentlich Kreuterbuch/ Mit schönen und künstlichen figuren/ aller Gewächs der Bäumen/ Stauden und Kräutern … Durch Jacobum Theodorum Tabernaemontanum … Jetzt widerumb … gemehret/ Durch Casparum Bauhinum …, Bd. 1-3, Frankfurt am Main: Paul Jakobi u. Johann Traudt, 1625

Signatur: 308-18/1-3 Rara

Reichskammergericht

Das 1495 gegründete Reichskammergericht war neben dem Reichshofrat das höchste Gericht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Nachdem es an verschiedenen Orten gewirkt hatte, wurde es 1527 in Speyer angesiedelt. Bei der Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg ging das Gerichtsgebäude 1689 unter und die Stadt durfte zehn Jahre lang nicht besiedelt werden. Aus diesem Grund wurde das Reichskammergericht noch 1689 nach Wetzlar verlegt, wo es bis 1806 bestand. Das vorliegende Werk ist ein Handbuch aus der Speyerer Zeit, das über die Zusammensetzung des Gerichts und seine Verfahrensgänge Auskunft gibt. Autor war der aus der Gegend von Bremen stammende Jakob Blume, der sich hier als Studiosus der Reichskammergerichtspraxis bezeichnet. Ab 1672 wirkte er als Advokat in Hamburg; sein Tod fiel ins Jahr 1681. Der Buchdrucker Christian Dürr machte seine Lehre in Halle, arbeitete ein Jahr lang in Stuttgart und wirkte dann von 1655 bis 1667 als Leiter der Ratsdruckerei in Speyer. Hier stellte er auch Druckwerke für das Reichskammergericht her. Der Band wurde 2008 als das einmillionste Buch der Pfälzischen Landesbibliothek angeschafft.

Concept Dern auß Befelch der Kayserlichen Mayestät durch Cammer-Richter/ Praesidenten und Beysitzere des Kayserlichen Cammergerichts … Anno 1613. ernewerten und verbesserten Cammergerichts Ordnung. Welches anjetzo mit Fleiß übersehen … abermahlen in Truck verfertiget Jacob Blume …, Speyer: Jakob Siverts u. Christian Dürr, 1663

Signatur: 2008-421 Rara

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2009

Simon Heuring

Historischer Almanach

Simon Heuring stammte nach eigener Angabe aus Weiden in der Oberpfalz (Salicedensis) und wurde um 1515 geboren. 1533 immatrikulierte er sich an der Universität Heidelberg und wurde im April 1543 zum Dekan der medizinischen Fakultät gewählt. Ab 1547 wirkte er als Stadtarzt in Haguenau. Um 1553 wechselte er in gleicher Funktion nach Speyer, wo er um 1582 gestorben ist. Viele Ärzte der Zeit betätigten sich auch als Verfasser von Kalendern, die einen großen Absatz versprachen. Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um einen astronomisch-astrologischen Wandkalender, der eine Orientierung im Jahreslauf bot, ergänzt um astrologische Angaben (Täfelein des glücks und unglücks der tagen). Hinzu kamen elementare christliche Unterweisungen, so eine Darstellung der zehn Gebote sowie des ‚Vater unser‘ in Wort und Bild. Nach Ablauf des Kalenderjahres wurden diese Blätter wertlos, auch dieses Exemplar wurde zerschnitten und wahrscheinlich als Rohmaterial für das Einbinden eines Buches verwendet. In der Folge entstanden verschiedene Wurmfraßschäden, denen auch der Druckvermerk rechts unten zum Opfer fiel. Nach jetzigem Stand gibt es von diesem Wandkalender kein weiteres Exemplar.

Almanach Auff das 1554. Jar/ Und von erschaffung der welt 6753 … Durch Simonem Heuringium/ Salicedensem Medicinarum Doctorem/ der Stadt Speyer Phisicum, [o. O. 1553] 

Signatur: Ebl. 1208

Johann Georg August Wirth

Handschriftlicher Brief

Der 1798 im fränkischen Hof geborene Johann Georg August Wirth schlug die juristische Laufbahn ein und arbeitete ab 1823 in Bayreuth als Anwalt. Hier lernte er die Rückständigkeit der bayerischen Monarchie kennen, der er durch politische und wirtschaftliche Reformvorschläge abhelfen wollte. Im Januar 1831 gründete er seine erste Zeitung, die von der Zensur schnell unterdrückt wurde. Zu seiner wichtigsten Publikation wurde die ‚Deutsche Tribüne‘, deren Verlag er im Herbst 1831 in die Rheinpfalz verlegte, in der die liberaleren Gesetze der französischen Zeit galten. Nach der endgültigen Unterdrückung des Blattes am 21. März 1832 wurde Wirth des Hochverrats angeklagt, aber vom Landauer Assisengericht freigesprochen. Auf dem Hambacher Fest am 27. Mai 1832 trat er als einer der Hauptredner auf. Die bayerische Regierung lud ihn darauf vor das Zuchtpolizeigericht, das Wirth zu zwei Jahren Haft verurteilte, die er im Zentralgefängnis Kaiserslautern abbüßen musste. Mit Mitteln der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur konnten 2009 bei einer Auktion 67 Briefe erworben werden, die Wirth vor allem während seiner Haft in Kaiserslautern an seine ins elsässische Weißenburg geflohene Ehefrau geschrieben hat.

Brief von Johann Georg August Wirth an seine Frau Regina Wirth, Kaiserslautern, 20. November 1834

Signatur: Autogr. 1011

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2010

Christoph Lehmann

Historisches Buch

Diese Sprichwörter- und Anekdotensammlung geht unter anderem auf eine französische Vorlage zurück und hat, so die Vorrede, das Ziel, die verdrießliche Melancholi zu verjagen. Herausgeber des bis 1699 aufgelegten Werks war wahrscheinlich der aus der Niederlausitz stammende Christoph Lehmann, der 1587 in Leipzig ein polyhistorisches Studium begann. Nach einem kurzen Intermezzo als Privatlehrer in Jena wechselte er an das Speyerer Gymnasium, das nach dem Übertritt der Stadt zur Reformation 1540 im Sinne Martin Luthers gegründet worden war. Ab 1599 arbeitete der juristisch gebildete Lehmann für die Stadt selbst und wurde 1604 mit dem Amt des Stadtschreibers betraut. Auf der Grundlage seines privilegierten Zugangs zum Archiv entstand 1612 als Hauptwerk seine ‚Chronica der Freyen Reichs Statt Speyr‘. Von dieser Stadtchronik, dem wichtigsten historischen Speyerer Geschichtswerk überhaupt, erschienen bis 1711 drei weitere Auflagen. Nach Zerwürfnissen mit dem Rat wechselte Lehmann 1629 in die Dienste des Trierer Erzbischofs. In dieser Zeit entstand sein ‚Politischer Blumengarten‘, die wichtigste barocke Sprichwörtersammlung überhaupt.

[Christoph Lehmann], Exilium melancholiae, Das ist: UnlustVertreiber: Oder Zwey Tausendt Lehrreiche/ scharpffsinnige/ kluge Sprüche/ geschwinde Außschläg/ artige Hofreden/ denckwürdige Schertz/ Fragen/ Antworten/ Gleichnussen … Auß Ludovici Garon Frantzösischem tractat, Le Chasse Ennuy …, Straßburg: Lazarus Zetzner Erben, 1643

Signatur: 110-958 Rara

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2011

Max Slevogt

Handschriftlicher Brief

Max Slevogt war einer der wichtigsten deutschen Maler, Buchillustratoren und Graphiker und zugleich ein Kind der bis 1945 reichenden pfalzbayerischen Zeit. 1868 in Landshut geboren, wuchs er in Würzburg auf und lernte schon früh die Pfalz kennen. Nachdem dem Künstler, der mit Max Liebermann und Lovis Corinth zu den wichtigsten deutschen Impressionisten gezählt wird, Ende des 19. Jahrhunderts der künstlerische Durchbruch in München nicht gelang, siedelte er nach Berlin über. Sein privater Lebensmittelpunkt wurde ab 1914 der Slevogthof über Leinsweiler, während die in der Zeit der frühen Weimarer Republik florierende deutsche Hauptstadt ihm die für einen Künstler notwendigen Netzwerke und Kunstmärkte bot. Sein schriftlicher Nachlass verblieb nach seinem Tod 1932 auf dem Slevogthof im Besitz seiner Erben. Mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder und der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur konnte dieser Fonds 2011 erworben werden. Die zusammen 3.700 Blatt enthalten vor allem die eingegangene Korrespondenz, aber auch einige Brief Slevogts an seine Frau. Darunter findet sich dieses Schreiben, in dem sich Slevogt mit Zigarre auf dem wegen des kalten Winters zum Eisbären gewordenen Berliner Bären selbst karikierte. Max Slevogt und sein Werk bildeten schon seit Gründung der Pfälzischen Landesbibliothek einen wichtigen antiquarischen Sammelschwerpunkt.

Brief von Max Slevogt an seine Frau Antonie Slevogt, Berlin, Winter 1928

Signatur: Nachlass Max Slevogt N 100

Emil Lind

Handschriftlicher Brief

Der spätere pfälzische Pfarrer Emil Lind wurde 1890 in Schwegenheim geboren. Er studierte Theologie in Heidelberg, Straßburg und Utrecht. 1913 begann sein Vikariatsdienst in Lambrecht, und 1925 wurde ihm das Pfarramt I in Speyer verliehen. Lind gehörte innerhalb der pfälzischen Landeskirche der liberalen Richtung an, die eine Festlegung auf Bekenntnisse ablehnte. Als Pfarrer war er in seiner Speyerer Zeit sehr erfolgreich und baute eine moderne Gemeindearbeit auf. Daneben machte er sich einen Namen als Reiseschriftsteller, unter anderem mit einem Besuch des Heiligen Landes, bei dem er insbesondere den Zionismus positiv würdigte. Nach 1933 versuchte Lind nach anfänglichem Schwanken, Protestantismus und Nationalsozialismus zu vereinbaren. Aufgrund dieser Verstrickungen wurde er 1945 in den Ruhestand versetzt. 1911 hatte Lind in Straßburg eine Vorlesung von Albert Schweitzer gehört. 1928 nahm er einen Briefwechsel mit Schweitzer auf, der zwischenzeitlich als ‚Urwaldarzt‘ im gabunischen Lambaréné zu wirken begonnen hatte, und unterstützte seine Arbeit. Nach 1945 machte sich Lind dann als erster deutscher Biograph Schweitzers einen Namen. Die teils auf fragilem Luftpostpapier geschriebenen Briefe Schweitzers an Lind aus Afrika konnten mit erheblicher Unterstützung durch Pfarrer i. R Klaus Bümlein angekauft werden. Neben privaten Geldgebern engagierten sich hierbei die Stiftung der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, die Kulturstiftung Speyer sowie der Rotary Club Speyer.

Brief von Albert Schweitzer an Emil Lind, 17. Februar 1964

Signatur: Autogr. 1033

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2012

Europäische Staats-Conferenz

Historisches Buch

Der Pfälzische Erbfolgekrieg entzündete sich vordergründig am Erbe der mit einem Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. verheirateten Liselotte von der Pfalz. In erster Linie ging es Frankreich aber um eine Absicherung seiner bis zum Rhein und darüber hinaus ausgreifenden Reunionspolitik. Im Zuge einer gezielten Entfestung der Pfalz wurde dieses Territorium 1689 weitgehend zerstört. Die Stadt Speyer wurde durch Brand und Abriss unbewohnbar gemacht und konnte erst nach dem Frieden von Rijswijk wieder aufgebaut werden. Diese Broschüre ist eine frühe Äußerung zu den Ereignissen. In insgesamt 27 Conferenzen treten verschiedene Personen der Zeit, aber auch Personifikationen von Städten und Flüssen auf und diskutieren die Ereignisse. Heidelberg, Mannheim und Frankenthal beklagen, daß die Frantzosen unsere Mauren und Basteyen in die Lufft sprengen, Philippsburg berichtet über die französische Besatzung und das Reichskammergericht in Speyer bereut, nicht bey Zeiten an einen sicheren Ort ausgewichen zu sein. Die mit fingiertem Druckort und Drucker erschienene Broschüre nimmt Elemente der Zeitung vorweg.
[Helmut Kampmann, Koblenzer Presse-Chronik, Koblenz 1988, S. 12f.]

Europäische Staats-Conferenz/ Worinnen die grossen Conjuncturen und Kriegs-Operationes dieser Zeit/ sonderlich welche in Teutsch- Engell- und Holland bißhero vorgangen … Was hingegen Franckreich auf dem Reichs-Boden an Ländern/ Vestungen und Städten erobert/ verwüstet und eingeäschert, Koblenz: M. Boufleur, 1689

Signatur: 112-907 Rara

Anselm Feuerbach

Handschriftlicher Brief

Der spätere Maler Anselm Feuerbach wurde 1828 in Speyer geboren. Sein Vater war der Altphilologe und Archäologe Joseph Anselm Feuerbach, der Großvater der berühmte Jurist Paul Johann Anselm Feuerbach, der sich unter anderem mit Kaspar Hauser beschäftigt hat. Anselms Mutter starb bereits 1830. 1836 wurde der Vater an die Universität Freiburg berufen, nachdem er von 1825 bis 1836 als Gymnasiallehrer in Speyer gewirkt hatte. Zwei Jahre zuvor hatte er Henriette Heydenreich geheiratet. Ihr Stiefsohn erhielt Zeichenunterricht in Heidelberg und ging dann 1845 an die Kunstakademie in Düsseldorf; aus dieser Zeit stammt der ausführliche Brief, in dem sich Anselm für das Weihnachtspaket seiner Eltern bedankt und sie über sein Wohlergehen beruhigt: Was meine Gesundheit betrifft, ich bin wie immer zum Anbeißen gesund. Ab 1848 lebte Anselm Feuerbach in München, hieran schlossen sich Studienreisen durch Frankreich und Italien an. Vor allem nach dem Tod seines Vaters 1851 wurde seine Stiefmutter Henriette Feuerbach, die als Witwe nach Heidelberg zog, zu seiner wichtigsten Bezugsperson, die auch unablässig für sein Werk eintrat. Der Brief ist Teil eines Konvoluts, das sich auf die Erben von Henriette Feuerbach zurückführen lässt. Den Ankauf förderte die Stiftung der Kreis- und Stadtsparkasse Speyer.

Anselm Feuerbach, Brief an seine Eltern, Düsseldorf, 26. Dezember 1845/46

Signatur: Autogr. 1037

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2013

Kurfürst Ottheinrich

Historischer Ottheinrich-Einband

Der in Neuburg an der Donau geborene, spätere pfälzische Kurfürst Ottheinrich (reg. 1556-1559) war den Künsten und Wissenschaften zugetan und machte sich auch als Büchersammler einen Namen. Die von ihm in Auftrag gegebenen Einbände sind der Höhepunkt der pfälzischen Einbandkunst. Der klassische Ottheinrichband weist einen Kalblederüberzug auf, den vorne das Porträtsupralibros und hinten entsprechend zumeist Wappen und Motto zieren. Das Porträt wird durch eine Unterschrift ergänzt, hier OTTHAINRICH VON G. G. PFALTZGRAVE BEY RHEIN HERTZOG IN NIDERN VND OBERN BAIRN. Hinzu kommt das Bindejahr, hier 1550. Die meisten Ottheinrichbände wurden zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs mit der Bibliotheca Palatina als Kriegsbeute in die Vatikanische Bibliothek überführt. Viele Dubletten blieben aber vor Ort und gelangten unter anderem in die heutige Stadtbibliothek Mainz. Dieser kleinformatige, frühe Ottheinrichband zeigt einen punzierten Schnitt und enthält medizinische Werke, Zeugnis für die weitgespannten Interessen des Pfalzgrafen. Den Band erwarb 1637 der bis zu seinem Tod 1644 in Speyer wirkende Arzt David Verbezius. Die Ernst von Siemens Kunststiftung ersteigerte das auf einer Auktion angebotene Buch und stellte es der Pfälzischen Landesbibliothek als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Antonio Musa Brasavola, Examen omnium Catapotiorum vel Pilularum, quarum apud pharmacopolas usus est …, Lyon: Sub Scuto Coloniensi, 1546

Signatur: 113-3759 Rara

Andreas Riem

Historisches Buch

Andreas Riem wurde 1749 in Frankenthal geboren, studierte wohl in Heidelberg Theologie, wo er mit Vertretern der Aufklärung in Berührung kam, und wurde 1782 Pfarrer am Friedrichshospital in Berlin. Anfänglich Anhänger der preußischen Monarchie, entfernte er sich aufgrund ihrer immer reaktionäreren Politik mehr und mehr von ihr und legte im Jahr der Französischen Revolution 1789 sein Predigeramt nieder. In der Folge wirkte er als Sekretär der Berliner Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften und war Mitglied der Kurpfälzisch-baierischen ökonomischen Gesellschaft in Kaiserslautern. Die vorliegende, anonym erschienene Broschüre gehört zu Riems Schriften, in denen er für einen Friedensschluss zwischen Preußen und dem revolutionären Frankreich warb. Dies führte schon 1793 zu seiner Ausweisung aus Preußen. Riem bereiste in der Folge Mitteleuropa und machte sich einen Namen als Reiseschriftsteller; in seinen Werken wurden insbesondere die jeweiligen politischen Verhältnisse beleuchtet. Der 1807 wohl in Herford verstorbene Riem zeichnete sich in seiner späteren Zeit durch radikalen Antiklerikalismus aus und war ein typischer Vertreter der Spätaufklärung.

[Andreas Riem], Politische Lage und Staatsintresse des Königreichs Preußen. Von einem Staatsbürger desselben, o. O. 1795

Signatur: 113-1280 Rara

Max Slevogt

Rechnungsbuch des Malers Slevogt

Ursprünglich aus dem Nachlass von Max Slevogt stammen zwei Rechnungsbücher, die 2013 auf einer Berliner Autographenauktion angeboten wurden. Als Künstler betätigte sich Slevogt in erster Linie auf drei Feldern, als Maler, dann als Buchillustrator und als Graphiker ohne Buchbezug. Das ältere, die Zeit von 1910 bis 1920 abhandelnde Rechnungsbuch stellt von der Anlage her Production und Verkauf der jeweiligen Gattungen in den Vordergrund. Das die Zeit von 1922 bis 1930 dokumentierende zweite Rechnungsbuch listet die verschiedenen graphischen Arbeiten auf, auch Buchprojekte. Hier dokumentierte Slevogt beispielsweise sehr detailliert die verschiedenen Überarbeitungsstufen von Druckplatten. Die Namen der Käufer sowie die erzielten Preise in diesen Rechnungsbüchern sind singuläre Quellen für die Distribution des Slevogtschen Werke sowie für die ökonomische Dimension des Kunstmarktes der Zeit. Diesen Aspekt glossierte Slevogt, dessen Werke im Kaiserreich und in der Weimarer Republik teils hohe Preise erzielten, in einem der beiden Rechnungsbücher selbstironisch. Er schaufelt Farbe in einen Dukatenscheißer, der entsprechend Münzen von sich gibt - ein Hund hebt angesichts des großen Reichtums aber nur achtlos sein Bein.

Max Slevogt, Rechnungsbücher 1910-1920 und 1922-1930

Signaturen: Hs. 674 u. 675

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2014

Georg von Neumayer

Portrait Georg von Neumayers

Georg Neumayer wurde 1826 in Kirchheimbolanden geboren. Richtungweisend war für ihn der Besuch des Kaiserdomgymnasiums in Speyer, wo ihn der Mathematiker Friedrich Magnus Schwerd zu astronomischen und geodätischen Aufgaben heranzog. 1845 wechselte Neumayer nach München und legte 1849 das Ingenieursexamen ab. Nach einem Intermezzo als Goldgräber in Australien gründete er 1857 in Melbourne ein geophysikalisches Institut. 1875 übernahm Neumayer die Leitung der Deutschen Seewarte in Hamburg, eines Reichsinstituts, das für Hydrographie und maritime Meteorologie zuständig war. Weitere Arbeitsschwerpunkte waren der Erdmagnetismus und die Erforschung des Südpols. 1909 starb Georg von Neumayer in Neustadt an der Weinstraße. Die Pfälzische Landesbibliothek besitzt seit 1958 seine umfangreiche fachwissenschaftliche Büchersammlung, in der Meteorologie, Hydrogeographie, Nautik, Geodäsie, Geologie, Geographie und Astronomie dominieren. Das Altersporträt Neumayers geht auf den Hamburger Maler und Graphiker John Philipp zurück. Am unteren Rand sind die typische Unterschrift Neumayers sowie ein Teleskop abgebildet.

John Philipp, Porträt von Georg von Neumayer, o. O., um 1900

Signatur: Portr. 2

Martin Greif

Handschriftliche Briefkarte

Der spätere Schriftsteller Martin Greif wurde 1839 unter dem Namen Friedrich Hermann Frey als Sohn eines pfalzbayerischen Beamten in Speyer geboren. 1856 zog die Familie nach München. Von 1857 bis 1867 diente Greif in der bayerischen Armee; in dieser Zeit erschienen seine ersten Gedichte im Druck. In der Folge ließ er sich als freier Schriftsteller in München nieder und wechselte später nach Wien. Große Resonanz fand Greif mit seinen Theaterstücken, die historische Personen verherrlichten und dem vaterländischem Ton der Zeit entsprachen. Er verstand sich selbst als Epigone der deutschen Klassik. Nach dem Krieg 1870/71 verfasste Greif vor allem patriotische Lyrik, daneben zahlreiche Auftragsdichtungen. Martin Greif starb 1911 in Kufstein. Während seine Theaterstücke sehr vom patriotischen Zeitgeist abhängig sind, ist seine Naturlyrik von bleibendem Wert. Die Briefkarten richten sich an Hermann Ubell, Direktor des oberösterreichischen Landesmuseums in Linz. Die Pfälzische Landesbibliothek bewahrt einen Teilnachlass von Martin Greif als Depositum des Historischen Vereins der Pfalz.

Briefkarte von Martin Greif an Hermann Ubell, München, 23. Mai 1903

Signatur: Autogr. 1058

Manfred Peters

Handschriftlicher Kurzbrief

Manfred Peters, 1934 in Landau geboren, war ab 1965 als Musiklehrer am Leininger-Gymnasium in Grünstadt tätig. Dort gründete er 1970 die AG Neue Musik, um seine Schülerinnen und Schüler durch die musikalische Praxis an die zeitgenössische Musik heranzuführen. Er weckte ihre Kreativität, ermutigte zum eigenschöpferischen Handeln und zur kritischen Auseinandersetzung mit der Musik. Da nur wenige Werke vorlagen, die mit einem Laienensemble in der Schule umsetzbar waren, Peters aber nicht auf avancierte Kompositionen verzichten wollte, bat er renommierte Komponisten wie Dieter Schnebel, Hans Joachim Hespos, Jakob Ullmann oder John Cage um neue Stücke für seine Arbeitsgemeinschaft. Viele Komponisten kamen seinem Wunsch nach, und die Schul-AG wurde bald deutschlandweit bekannt. Die entstandenen Werke, die Fotos der Uraufführungen sowie die Korres-pondenz sind – neben vielen anderen Dokumenten – im Vorlass von Manfred Peters enthalten, den er 2014 der Pfälzischen Landesbibliothek übergab. John Cage (1912-1992) komponierte übrigens kein neues Stücke für die AG Neue Musik, aber Peters führte mit seinen Schülerinnen und Schülern 1993 dessen Stück Four² auf und realisierte damit die europäische Erstaufführung, wie der Komponist im Brief anmerkt.

Kurzbrief von John Cage an Manfred Peters, New York, 2. Februar 1992

Signatur: Nachlass Manfred Peters NM 12 (II.6)

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2015

Ulrich von Hutten

Historisches Buch

Der 1488 auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern geborene Ulrich von Hutten wurde von seinem Vater für den geistlichen Stand bestimmt, wechselte aber um 1505 zum Studium an die Universitäten Mainz und Erfurt und schloss sich den dortigen Humanistenkreisen an. Ab 1506 lehrte er in Leipzig. Es schloss sich eine Wanderzeit an, während der er sich mit der Syphilis infizierte. Hutten machte sich als lateinischer Poet einen Namen und wurde 1517 in Augsburg von Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt. Viele seiner Dichtungen sind in Dialogform gehalten und richten sich gegen die Kurie sowie den Egoismus der deutschen Territorialfürsten. Auf diesem Weg wurde er zum Propagandisten der Reformation. In den hier in der Erstausgabe vorliegenden ‚Dialogi novi‘ aus dem Jahr 1521 plädierte er für eine Führungsrolle des niederen Adels beim Kampf gegen Rom. Schon zuvor hatte er bei Franz von Sickingen auf der Burg Landstuhl Zuflucht gesucht und sich mit zahlreichen Klag- und Mahnschriften an die deutschen Fürsten gewandt. Der Angriff Sickingens auf das Kurfürstentum Trier wurde von Hutten mitinitiiert. Nach der Nachricht von Sickingens Tod bei der Belagerung von Landstuhl floh Hutten nach Zürich und von dort auf die Insel Ufenau im Zürichsee, wo er 1523 starb.

Dialogi Huttenici novi, perquam festivi. Bulla, vel Bullicida …, Straßburg: Johann Schott, 1521

Signatur: 115-496 Rara

Friedrich Casimir von Hanau

Historischer Bericht

Friedrich Casimir von Hanau (1623-1685) war ab 1641/42 Landesherr der Grafschaften Hanau-Lichtenberg und Hanau-Münzenberg, deren Zentrum im Unterelsass lag; seit dem 16. Jahrhundert gehörte auch ein Teil von Zweibrücken-Bitsch zu diesem Territorium. Der streng lutherische Friedrich Casimir stand einem Land vor, das zwar vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont geblieben war, aber erhebliche finanzielle Lasten tragen musste und mehr und mehr unter französischen Einfluss geriet. Zu seinen Beratern gehörte neben Johann Joachim Becher der Schriftsteller Johann Michael Moscherosch. Wahrscheinlich auf Bechers Initiative ging das Projekt der Gründung von Hanauisch-Indien zurück, einer Kolonie am Orinoco an der Nordküste Südamerikas. Ein Vertrag mit der Niederländischen Westindien-Kompagnie kam zwar zustande, aber da der verschuldeten Grafschaft die nötigen Investitionsmittel fehlten, endete das Projekt im finanziellen Desaster. Bechers Publikation zu diesem Projekt ist überaus selten und liegt hier als Originalbroschur der Zeit vor. Der Ankauf wurde von der Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz unterstützt.

[Johann Joachim Becher,] Gründlicher Bericht Von Beschaffenheit und Eigenschafft/ Cultivirung und Bewohnung/ Privilegien und Beneficien Deß in America zwischen dem Rio Orinoque und Rio de las Amazones … sich …erstreckenden strich Landes/ Welchen Die Edle privilegirte West-Indische Compagnie … An den … Herrn Friederich Casimir/ Grafen zu Hanaw/ Rieneck/ Zweybrücken … ewig und erblich … überlassen hat, Frankfurt am Main: Johann Kuchenbecker, 1669

Signatur: 115-709 Rara

Paul Thiry Baron von Holbach

Historisches Buch

Holbach kam 1723 als Sohn eines Edesheimer Winzer namens Thiry zur Welt; seine Mutter war eine geborene Holbach. Sein Onkel Adam Holbach ließ ihn in Paris studieren, wo er in den französischen Adel aufstieg, aber auch Anschluss an die Kreise der vorrevolutionären Aufklärung fand. Er war mit Rousseau und Diderot bekannt; an der unter anderem von Diderot herausgegebenen ‚Encyclopédie‘, der wichtigsten aufklärerischen Sammlung des Wissens der Zeit, wirkte er mit. Ab 1760 entwickelte sich Holbach zu einem entschiedenen Kritiker der Religion aus aufklärerischer Sicht. Sie diene nur dem Machterhalt von Klerus und Adel. Sein Hauptwerk ‚Système de la nature‘ entwickelte die Utopie einer Gesellschaft unter Führung des Bürgertums. Das Buch wurde in Frankreich öffentlich verbrannt und sogar von Voltaire wegen seiner Radikalität abgelehnt. Aus Vorsichtsgründen ließ Holbach seine Schriften, die teils mehrere Auflagen erlebten, anonym und mit fingierten Druckorten erscheinen, um die Zensur irrezuführen. Er war einer der Wegbereiter der Französischen Revolution und starb 1789.

[Paul Thiry Baron von Holbach], Systême social. Ou principes naturels de la morale et de la politique. Avec un examen de l’influence du gouvernement sur les moeurs, Bd. 1-3, Londres 1773

Signatur: 115-2852 Rara

Heinrich Philipp Boßler

Notentafel

Im Herbst 2015 konnte der Bestand an Notendrucken Heinrich Philipp Boßlers mit Unterstützung der Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer um den Erstdruck von Justinus Heinrich Knechts (1752-1817) ‚Gemeinnützlichem Elementarwerk der Harmonie und des Generalbasses‘ erweitert werden. Dieses theoretische Lehrwerk, das stark durch die Harmonielehre des am Mannheimer Hof tätigen Georg Joseph Vogler beeinflusst ist, erschien zwischen 1792 und 1797 in vier Abteilungen, die hier zusammengebunden sind. Zu den Texten gehören mehrere Notentafeln, deren vier Abteilungen in einem eigenen Band zusammengeführt wurden. Für den Stich der Notentafeln der ersten drei Abteilungen zeichnete Heinrich Philipp Boßler (1744-1812) verantwortlich, der 1780 eine überaus erfolgreiche Notendruckerei in Speyer gründete. Nicht nur durch handwerkliches Geschick, sondern auch durch die Verlegung von Originalbeiträgen bekannter Komponisten – darunter des jungen Beethoven – machte sich Boßler rasch einen Namen in der Musikwelt seiner Zeit. Die Notentafeln der ersten Abteilung entstanden noch in Speyer, bevor Boßler im Jahr 1792 nach Darmstadt übersiedelte, wo die Tafeln der zweiten und dritten Abteilung gedruckt wurden. Für die Noten der vierten Abteilung setzte schließlich Makarius Falter in München die Lithographie ein, ein damals völlig neues Verfahren. 

Justin Heinrich Knecht: Gemeinnützliches Elementarwerk der Harmonie und des Generalbasses, das ist: wahre Art, die Begleitungskunst in Verbindung mit einer voll-kommenen Kenntnis aller Harmonien nach Voglerschen Grundsätzen zu lehren und zu lernen; mit sehr vielen harmonischen Tabellen und praktischen Notenbeispielen begleitet, zum Gebrauche für Lehrer, Anfänger und Geübtere, Erste Abtheilung, mit sechszehn Notentafeln, Augsburg: Hamm [Text] / Speyer: Bossler, [Noten], 1792; Zweite Abtheilung, mit 12 Notentafeln, Stuttgart: Mäntler [Text] / Darmstadt: Bossler [Noten], 1793; Dritte Abtheilung, mit zwölf Notentafeln, Stuttgart: Mäntler [Text] / Darmstadt: Bossler [Noten], 1794; Vierte und letzte Abtheilung, mit zwölf Notentafeln, Stuttgart: Mäntler [Text] / München: Falter [Noten], 1797

Signatur: Mus. 33451/1-2

Max Slevogt

Zeichnung von Max Slevogt

Die 1595/96 entstandene Komödie ‚Ein Sommernachtstraum‘ (A Midsummer Night’s Dream) gehört zu den bekanntesten Werken von William Shakespeare. Es spielt in einem verzauberten Wald in der Nähe des antiken Athen und erzählt vier Handlungsstränge, darunter die geplante Hochzeit von Theseus und Hippolyta, die Theaterprobe von Handwerkern zu diesem Anlass sowie der Ehestreit des Elfenpaares Oberon und Titania; hinzu kommt Puck, der Hofnarr Oberons. Die Aquarelle finden sich auf der Rückseite eines Briefes der Dresdener Galerie Ernst Arnold, mit der Slevogt zusammengearbeitet hat. Die beiden Bilder haben hierzu keinen inhaltlichen Bezug. Rechts ist der Hofnarr Puck zu sehen, der für einen Teil des Durcheinanders in der Komödie verantwortlich ist. Die linke Darstellung ist ein Szenenbild aus dem dritten Akt. Während einer Spielpause der Handwerker verwandelt Puck den Weber Nick Bottom in einen Esel. Durch dessen Gesang erwacht Titania, der ihr rachesüchtiger Mann den Nektar einer Zauberblume ins Auge geträufelt hat. Sie solle sich, so der Fluch Oberons, in dasjenige Wesen verlieben, das sie nach dem Aufwachen sieht, eben den in einen Esel verwandelten Schauspieler. Slevogt illustrierte viele seiner Briefe, nutzte aber auch leere Rückseiten, Zettel und Briefumschläge für die Herstellung von Skizzen dieser Art.

Max Slevogt, Aquarellzeichnungen zum Sommernachtstraum von William Shakespeare, um 1929

Signatur: Autogr. 1078

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2016

Franz von Sickingen

Historisches Buch

Franz von Sickingen wurde 1523 auf der Ebernburg bei Kreuznach geboren. Als Nachfolger seines Vaters stieg er zum kurpfälzischen Amtmann in Kreuznach auf. 1514 erklärte er widerrechtlich der Stadt Worms die Fehde und überfiel ein Wormser Kaufmannsschiff, weitere Raubzüge schlossen sich an. Einen Angriff auf das Erzbistum Trier musste er 1522 abbrechen. In der Folge verbündeten sich die Kurfürsten von Trier und der Pfalz sowie der Landgraf von Hessen gegen den Raubritter. Sickingen wurde im Mai 1523 bei der Bestürmung der Burg Landstuhl durch eine Kanonenkugel – bei der eine pfälzische Kanone mit dem Namen böß Els verwendet worden war - schwer verletzt und starb am 7. Mai. Noch im gleichen Jahr erschien der Bericht über den Feldzug der drei Fürsten aus der Feder von Caspar Sturm. Er stammte aus Oppenheim und wurde 1520 von Karl V. zum Reichsherold ernannt, zum kaiserlichen Boten mit diplomatischen Aufgaben. Sturm begleitete 1521 Martin Luther zum und vom Wormser Reichstag. Im Mai 1522 trat Sturm in die Dienste von Pfalzgraf Ludwig V. und nahm am Feldzug gegen Franz von Sickingen teil; auch bei der letzten Unterredung mit dem sterbenden Ritter war er zugegen.

[Caspar Sturm,] Warlicher bericht wie von den dreyen Chuorfürsten und Fürsten/ Nämlich Tryer/ Pfaltz/ unnd Hessen/ weylandt Frantz von Sickingen überzogen/ Auch was sich im selbigen mit eröberung seiner und anderer Schlösser/ und sunst von tag zuo tag begeben/ durch den Erenhalten verzeichet, o. O. 1523

Signatur: 116-69 Rara

Jacques Cujas

Historisches Buch

Der französische Jurist Jacques Cujas wurde 1522 in Toulouse gebo-ren und starb 1590 in Bourges. Er galt als Experte für das römische Recht. Bei den Dekretalen, zu denen dieser Druck einen Teilkommentar aus der Feder von Cujas überliefert, handelt es sich um eine Sammlung päpstlicher kirchenrechtlicher Entscheidungen. Die Druckerei von Bernhard Albin arbeitete in Speyer von 1578 bis 1600, seine Witwe führte die Werkstatt bis 1602 weiter. Albin war calvinistischer Religionsflüchtling aus der Auvergne und wurde 1576 in Speyer eingebürgert. Er entwickelte sich zum bedeutendsten Speyerer Drucker des 16. Jahrhunderts und verfügte über gute Beziehungen zum dortigen Reichskammergericht. Zum Programm seiner wissenschaftlich ausgerichteten Offizin, die etwa 160 Drucke herstellte, gehörten schwerpunktmäßig die Fächer Geographie, Theologie, Geschichte, Philosophie und Medizin. Der Band trägt einen handschriftlichen Besitzvermerk des 1773 aufgehobenen Jesuitenkollegs im oberbayerischen Burghausen.

Iacobi Cuiacii celeberrimi I. C. recitationes in II. et IV. libros Decretalium. Nunc primùm in lucem editae, Speyer: Bernhard Albin, 1595

Signatur: 116-1124 Rara

Andreas Georg Friedrich Rebmann

Historisches Buch

Der Jurist und radikaldemokratische Publizist Andreas Georg Friedrich Rebmann wurde 1768 in Mittelfranken geboren und studierte in Erlangen sowie Jena Rechtswissenschaft. Seine Promotion fällt ins Jahr der französischen Revolution 1789. In der Folge entwickelte sich Rebmann zu ihrem entschiedenen Anhänger und bekämpfte die rückständigen politischen Verhältnisse in Deutschland publizistisch, weshalb er als Jakobiner verfolgt wurde. Rebmann flüchtete nach Paris ins französische Exil. Hier musste er erleben, dass die dortige Direktorialregierung mehr und mehr von den Revolutionsidealen abrückte. Deutschland müsse sich, so Rebmanns Standpunkt zu dieser Zeit, ohne französische Mitwirkung selbst demokratisieren. Nach der Annexion des Rheinlandes wurde Rebmann Richter in Mainz und führte 1803 den Prozess gegen die Schinderhannes-Bande. Mit dem Übergang der linksrheinischen Pfalz an Bayern nach dem Sturz Napoleons 1816 wurde er, der sich publizistisch für eine Beibehaltung der fortschrittlicheren französischen Gesetzgebung in der Pfalz einsetzte, in den pfalzbayerischen Justizdienst übernommen. Er starb 1824 als Oberpräsident des Appellationsgerichtshofs in Zweibrücken.

Die Deutschen in Mainz. Beiträge zur Geschichte der Partheisucht unsrer Tage aus gerichtlichen Akten gezogen von G. F. Rebmann, Mitglied des Civilgerichts des Departements vom Donnersberg, und einstweiligen Commissär des Vollziehungs-Direktoriums, Mainz: Pfeiffer, 1798

Signatur: 116-1886 Rara

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2017

Sammelband

Historischer Sammelband

Dieser Sammelband enthält zehn Drucke des 16. Jahrhunderts, in erster Linie Stadtordnungen oder vergleichbare rechtliche Vorschriften für Territorien; zu nennen wären hier neben der Stadt Worms beispielsweise die Bistümer Mainz und Trier. 1528 erließ der Speyerer Bischof Georg Pfalzgraf bei Rhein in Udenheim eine neue Untergerichtsordnung, also Verfahrensregeln für die erste gerichtliche Instanz. Er war ein Sohn des pfälzischen Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen und wurde 1486 geboren. Georg schlug die geistliche Laufbahn ein und konnte viele Pfründen auf sich vereinigen, unter anderem Kanonikate in Speyer und Mainz. Auf Drängen seines älteren Bruders, des pfälzischen Kurfürsten Ludwig V., wurde er 1513 Speyerer Bischof. Dies bedeutete einen engen Anschluss des Bistums an die Kurpfalz. Georg hatte während seiner Amtszeit mit dem Bauernkrieg, in erster Linie aber mit dem Aufkommen der Reformation zu kämpfen, und ächtete Luther 1521. Trotzdem duldete er, wie auch sein Bruder in Heidelberg, Anhänger der Reformation an seinem Hof. Der bei Jakob Schmidt in Speyer hergestellte Druck lässt sich nur noch in einem einzigen weiteren Exemplar in Deutschland nachweisen. Einer der Beibände des Sammelbandes, der offensichtlich für die Verwendung in einer Kanzlei gedacht war, trägt einen Besitzvermerk von Pankratius Diehl, 1548 als Kanoniker des Kollegiatstifts St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms bezeugt.

Unser Geörgen von gottes gnaden/ Bischoffs zuo Spyer/ Pfaltzgraven bey Rheyn/ und Hertzogs in Bayern etc. Ordenung/ Satzungen/ und Statuten … Speyer: Jakob Schmidt, 1528

Signatur: 217-19 Rara

Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft

Historisches Buch

1844 wurde die Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft mit dem Ziel gegründet, eine Eisenbahnverbindung zwischen der Rheinschanze, dem späteren Ludwigshafen, und Bexbach im heutigen Saarpfalz-Kreis zu gründen. Die Bahn sollte in erster Linie Kohle aus dem Bexbacher Revier an den Rhein transportieren, die Strecke konnte im August 1849 fertiggestellt werden. 1854 legte die Gesellschaft diese Publikation vor, deren Ziel nun aber in erster Linie die Förderung des aufkommenden Tourismus in der Pfalz in Abgrenzung zum Mittelrhein war: [Wir] wollen die Reisenden auf die lieblichen romantischen und geschichtlich höchst interessanten Umgebungen der Pfälzer-Eisenbahnen aufmerksam machen. Vielleicht sieht sich Mancher veranlasst, die im Vergleich mit andern Rheingegenden verhältnissmässig noch wenig gekannten, noch wenig besuchten erhabenen Schönheiten der bayerischen Pfalz in Augenschein zu nehmen und zu genießen. Das Werk trägt Paralleltitel in deutscher, französischer und englischer Sprache und richtete sich damit an einen großen Touristenkreis. Auch die Einleitung und die zusammen drei Ausflüge durch die Pfalz, bei denen Burgen eine große Rolle spielen, werden dreisprachig beschrieben. Der originale Papierumschlag zeigt verschiedene Realien und Symbole des Eisenbahnwesens.

Die Pfälzer Eisenbahnen und ihre Umgebungen. In achtundzwanzig malerischen Ansichten, Text und Karte bestehend. Les chemins de fer du Palatinat … The railroads of the Palatinate …., Ludwigshafen: Pfälzer-Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft, 1854

Signatur: 217-140 Rara

Rolf Ayermann

Schlagernoten

Am deutschen Strom, am grünen Rheine ziehst du dich hin, o Pfälzerland! - so beginnt das 1869 entstandene ‚Pfälzerlied‘, und natürlich dürfen im weiteren Verlauf die Hügel und Berge, die Weinreben, die Burgruinen und der (Speyerer) Dom nicht fehlen. In zahlreichen Volksliedern, in Kunstliedern, in Schlagern und Songs tauchen diese und ähnliche Klischees auf, wenn es um die pfälzische Heimat geht. Nicht anders verhält es sich in Rolf Ayermanns Lied ‚Du herzig’s Mädel von der Pfalz‘: Wo stolzer Burgen trotzger Rest ragt auf im Pfälzerland, da wird bei frohem Winzerfest des Alltags Sorg gebannt! Das Erwerben pfälzischen Liedguts gehört zum zentralen Sammelauftrag der Pfälzischen Landesbibliothek, und in der Musiksammlung finden sich zahlreiche solcher Notenausgaben, darunter nicht nur Lieder, sondern auch Klavierwerke wie die ‚Erinnerung an Speyer‘ von Heinrich Benedikt Wiss (1863) oder der anonym überlieferte ‚Dürkheimer Wurstmarkts Walzer‘ (1830). Ayermanns Lied wurde 2017 antiquarisch erworben, da es nicht nur das pfälzische Repertoire, sondern auch die umfangreiche Sammlung an – zumeist sehr schön illustrierten – Schlagerblättern ergänzt.

Du herzig's Mädel von der Pfalz, schenk' ein der Heimat Wein! Bad Dürkheim der Stadt des Weines u. des Wurstmarktes gewidmet. Worte und Musik von Dr. Rolf Ayermann, Mannheim: Rheinischer Musikverlag L. Eiermann, 1929

Signatur: Mus. 34130

Hans Reetz / Marie Strieffler

Handschriftlicher Brief

Hans Reetz wurde 1899 in Köln geboren und studierte Literatur und Kunstgeschichte. Von 1925 bis 1944 arbeitete er bei der ‚Kölnischen Zeitung‘; bei einem Bombenangriff auf Köln verlor er seine gesamte Habe. Reetz ließ sich dann im pfälzischen St. Martin nieder und arbeitete ab 1948 in der Hauptredaktion der ‚Rheinpfalz‘ in Ludwigshafen sowie von 1955 bis 1969 bei der ‚Staatszeitung‘. Sein Schwerpunkt war die Kunstgeschichte. Im gleichen Zusammenhang pflegte er eine umfangreiche Korrespondenz in erster Linie mit pfälzischen Künstlerinnen und Künstlern. Der größte Teil seines Nachlasses wurde 1991 erworben. Dieser Bestand konnte 2017/18 in mehreren Tranchen durch bis dahin von seinen Erben verwahrte Nachträge ergänzt worden; hieran beteiligte sich finanziell der Historische Verein der Pfalz. Teil dieser Nachträge waren verschiedene illustrierte Künstlerbriefe, so von Marie Strieffler. Sie war die Tochter des Malers Heinrich Strieffler, der als Begründer der pfälzischen Weinmalerei gilt. Marie kam 1917 in Landau zur Welt und studierte nach dem Abitur an der Akademie der Bildenden Künste in München. Einerseits führte sie das Werk ihres Vaters fort, ergänzte es andererseits aber durch Skizzen und Bilder, die sie auf Reisen durch Europa und Nordamerika schuf. Im Brief an Hans Reetz berichtete sie ihm in Wort und Bild von dem Missgeschick, dass ihre Staffelei vom Hauch eines leichten Windstoßes in einen Altrheinarm geweht worden sei.

Brief von Marie Strieffler an Hans Reetz, Oktober 1952

Signatur: Nachlass Hans Reetz N 52

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2018

Jakob Schmidt

Historisches Buch

Bei der Verbreitung der Werke von Martin Luther und der Propagierung und Durchsetzung der Reformation spielten Broschüren, Druckwerke geringen Umfangs, eine große Rolle. Sie ließen sich in großen Auflagen herstellen, waren leicht zu transportieren und konnten schnell nachgedruckt werden. Üblicherweise wurden die Erstdrucke dieser Lutherschriften in Wittenberg hergestellt. Die vorliegende Ausgabe mit einem Umfang von vier Blättern geht auf den wohl aus Sachsen stammenden Jakob Schmidt zurück. Er arbeitete mit den Speyerer Druckern Peter Drach der Mittlere und Peter Drach der Jüngere zusammen und wirkte im Hauptberuf von 1512 bis 1529 als Schreiber am Reichskammergericht in Speyer. Erste Drucke produzierte er 1514. Bis zu seinem Tod wohl 1531/32 entstanden etwa 100 Ausgaben meist kleineren Umfangs. In der Bischofsstadt Speyer war der Druck von Lutherschriften vor dem Übergang zur Reformation 1540 nicht ungefährlich, weshalb sich Schmidt, der 1528 als Drucker einer wiedertäufischen Schrift identifiziert und inhaftiert wurde, auch in dieser Broschüre nicht als Drucker nannte. Seine Erzeugnisse sind sehr selten.

Ein Sermon von der beschneydung/ am Neüwen jars tag. Item ein geystliche außlegung der Zeichen in Sonn/ Mon unnd gestirn. D. M. Luther. Wittemberg. M.D.xxiiii., [Speyer: Jakob Schmidt, 1524]

Signatur: 118-2810 Rara

Bischof Philipp Christoph von Sötern

Historische Karte von Philippsburg

1615 gab der Speyerer Bischof Philipp Christoph von Sötern den Befehl, das auf rechtsrheinischem, bischöflichem Gebiet gelegene Dorf Udenheim zu einer Festung auszubauen, die nach ihm benannt wurde. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde Philippsburg zu einer zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich besonders umkämpften Festung. So eroberten französische Truppen 1644 die Anlage und wurden erst 1676 nach schweren Gefechten wieder vertrieben. Die Zerstörung der Pfalz im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde ab 1689 von Philippsburg aus organisiert, nachdem die Festung ein Jahr zuvor wieder den Besitzer gewechselt hatte. Die Karte des Augsburger Kupferstechers Matthäus Seutter zeigt einen lateinischen und einen deutschen Titel, eine französische Beschriftung sowie einen historischen Abriss in deutscher Sprache, der bis zum Ende des Polnischen Erbfolgekriegs reicht. In seinem Verlauf wurde Philippsburg 1734 von französischen Truppen erobert, musste aber 1737 wieder geräumt werden. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 ordnete Napoleon die Schleifung der Festung an.

Philippoburgum haud procul à Rheno … Philippsburg eine unvergleichl. befestigte Statt nicht weit vom Rhein, ist durch unterschiedl. Belagerung bald FranckR. bald aber de. Röm. Reich zu theil, u. daher von ein u. anderer Parthey immer wehrhaffter worden herausgegeben von Matth. Seutter Kayserl. Geogr., [Augsburg, nach 1737]

Signatur: Kt 6937

Hans Purrmann / Marguerite Schlüter

Maschinenschriftlicher Brief

Hans Purrmann wurde 1880 in Speyer als Sohn eines Malermeisters geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in München und ab 1897 die Akademie der Bildenden Künste in München. Nach einem Intermezzo in Berlin bei Max Liebermann und Max Slevogt zog er 1906 nach Paris, wo er eng mit Henry Matisse zusammenarbeitete. Ab 1921 ließ sich Purrmann in Langenargen am Bodensee nieder. Nachdem er 1935 an der Beerdigung von Max Liebermann teilgenommen hatte, musste Purrmann aus Deutschland fliehen; seine Kunst wurde vom NS-Regime als ‚entartet‘ eingestuft. Es gelang ihm, in Florenz mit der Villa Romana ein Kunstzentrum aufzubauen. Als nach dem Sturz Mussolinis auch hier die Lage zu prekär wurde, siedelte Purrmann ins im Tessin gelegene Montagnola um. Bei dem aus sechs maschinenschriftlichen Briefen bestehenden Konvolut handelt es sich um die Korrespondenz mit Marguerite Schlüter, Lektorin im Limes-Verlag. Dort erschien 1961 die Publikation ‚Leben und Ansichten des Malers Hans Purrmann. Anhand seiner Erzählungen, Schriften und Briefe‘, die von Barbara und Hans Göpel herausgegeben wurde, die im Briefwechsel auch erwähnt werden.

Brief von Hans Purrmann an Marguerite Schlüter, Montagnola, 1. April 1961

Signatur: Autogr. 1159

Fanny Morweiser

Handschrift von Fanny Morweiser

Fanny Morweiser wurde 1940 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Sie studierte an der Freien Kunstakademie in Mannheim die Fächer Zeichnen, Malen und Bildhauerei. Ihr Berufswunsch war es, als Buchillustratorin zu arbeiten. Die vorliegende Handschrift war ihr Erstlingswerk, das den Titel ‚Ein Traum‘ trug; Fanny Morweiser bezeichnete es in einem der Handschrift beiliegenden Brief als Anfang von allem. Sie legte den von ihr eigenhändig illustrierten Roman dem Züricher Diogenes-Verlag zur Begutachtung vor, der den Text mit verändertem Beginn unter dem Titel ‚Lalu lalula arme kleine Ophelia. Eine unheimliche Liebesgeschichte‘ 1971 veröffentlichte, allerdings ohne die Illustrationen der Autorin. Das Buch, der erste Roman von Fanny Morweiser, war sehr erfolgreich. Die 2018 erworbene Handschrift überliefert die bis heute unveröffentlichten, sehr qualitätvollen Illustrationen zu dem Werk. Fanny Morweiser starb 2014 im badischen Mosbach.

Fanny Morweiser, Ein Traum. Handschrift, um 1970

Signatur: Hs. 686

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2019

Kurpfalz-Regelungen des Prager Friedens

Handschriftlicher Brief

Der Prager Friede vom 30. Mai 1635 wurde zwischen Kaiser Ferdinand II. und der katholischen Liga einerseits und dem Kurfürstentum Sachsen andererseits abgeschlossen. Er beendete den Krieg zwischen dem Kaiser und vielen protestantischen Reichsständen. Dem Deutschen Reich brachte er allerdings keinen Frieden, da auf dessen Territorium weiterhin Schweden und Frankreich kämpften. Allerdings nahm der Prager Friede viele Bestimmungen des erst dreizehn Jahre später abgeschlossenen Westfälischen Friedens vorweg, mit dem der Dreißigjährige Krieg schließlich sein Ende fand. Das Schriftstück überliefert die Kurpfalz-Regelungen des Prager Friedens, gemäß der die nach der Niederlage des Winterkönigs an Bayern gefallene Kurwürde dort verbleiben solle. Der Unterhalt für die Witwe und die Erben von Friedrich V. solle aber gesichert werden. Diese Nachricht wurde in Briefform verschickt; das Schriftstück ist gefaltet und zeigt Siegelreste. Offensichtlich wurde die Neuigkeit in Vorwegnahme des Genres der Zeitung auf diese Weise in die Pfalz übermittelt. Es handelt sich um ein medienhistorisch wichtiges Schriftstück für die Geschichte der Pfalz im Dreißigjährigen Krieg.

Bericht über die Kurpfalz-Bestimmungen im Prager Frieden vom 30. Mai 1635. Zeitgenössischer Brief

Autogr. 1163

Georg Friedrich Kolb

Manuskript

Der spätere Journalist, Politiker und Statistiker Georg Friedrich Kolb kam 1808 in Speyer zur Welt. Schon im Alter von 14 Jahren begann er, an der von seinem Vater begründeten ‚Neuen Speyerer Zeitung‘ mitzuarbeiten. Nach dem Tod des Vaters übernahm er im Alter von 19 Jahren die Redaktion dieses liberalen und konstitutionellen Blattes. Die publizistische Unterstützung des Hambacher Festes 1832 brachte ihm Zensur und Verhaftung ein. 1838 wurde Kolb Mitglied das Speyerer Stadtrates und 1848 zum Bürgermeister gewählt; zugleich gehörte er dem Frankfurter Vorparlament, der Nationalversammlung und dem bayerischen Landtag an. Nach dem Scheitern der demokratischen Bewegung von 1848/49 kam Kolb in Speyer einige Monate ins Gefängnis. 1853 ging er nach Zürich ins Exil und arbeitete ab 1859 für die ‚Frankfurter Zeitung‘, bis sie 1866 von preußischen Truppen unterdrückt wurde. Bis zu seinem Tod 1884 in München wirkte der Bismarckgegner weiter publizistisch. In der wohl 1871 handschriftlich verfassten Kolumne nahm Kolb auf der Grundlage einer aktuell erschienenen, gedruckten Quelle zur Vorgeschichte des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 Stellung, den er als dynastischen Krieg zweier Cäsaren bezeichnete und gleichzeitig die blödsichtigen deutschen Chauvinisten angriff.

Georg Friedrich Kolb, Manuskript ‚Zu Benedetti’s Enthüllungen‘, München 1871

Signatur: Autogr. 1166

Max Slevogt

Illustriertes Märchenbuch

Zwischen den Klüften des oft besungenen Riesengebirges der Schlesier haust der Berggeist Rübezahl – so beginnen die Rübezahl-Märchen, die als Teil der ‚Volksmährchen der Deutschen‘ von 1782 bis 1786 von Johann Karl August Musäus veröffentlicht worden sind. Die hier vorliegende Druckausgabe wurde von Christian Morgenstern für die Jugend überarbeitet. Morgenstern arbeitete zeitweise für Bruno Cassirer in Berlin, der bei der Genese von Max Slevogts buch-künstlerischem Werk eine große Rolle spielte; am Anfang dieser von englischen Vorbildern abhängigen Gattung von Büchern mit textbegleitenden Illustrationen steht das 1903 erschienene Werk ‚Ali Baba und die 40 Räuber‘. Das vorliegende Exemplar des 1909 erschienenen ‚Rübezahl‘ widmete Slevogt zu Weihnachten desselben Jahres der Familie Fuchs. Gemeint ist der aus Göppingen stammende Kulturhistoriker, Schriftsteller und Kunstsammler Eduard Fuchs, der Slevogt 1914 auf seine Ägyptenreise begleitet hat. Den politisch linksliberalen Daumier-Experten Fuchs zeichnete Slevogt in Widmungen und anderen Gelegenheitsarbeiten üblicherweise entsprechend als schlaues Tier. Dieses Exemplar stammt von Verwandten von Eduard Fuchs und wurde der Pfälzischen Landesbibliothek im Mai 2019 geschenkt.

Die Märchen vom Rübezahl erzählt von J. K. A. Musäus. Für die Jugend von Christian Morgenstern. Mit 47 Illustrationen von Max Slevogt, Berlin: Bruno Cassirer, 1909

Signatur: 119-1827 Rara

Karl Unverzagt / Berthold Roland

Maschinenschriftlicher Brief

Der Kunsthistoriker Berthold Roland wurde 1928 in Landau geboren. Ab 1970 wirkte er als Kunstreferent im Kultusministerium in Mainz, dann von 1983 bis 1993 als Leiter des Landesmuseums in Mainz und der Villa Ludwigshöhe. Darüber hinaus arbeitete er als Berater von Helmut Kohl in seiner Zeit als Ministerpräsident von Rheinland Pfalz und auch als Bundeskanzler. Als Geschäftsführer der Vereinigung Bildender Künstler ‚Pfälzische Sezession‘ stand er in Kontakt zu vielen Künstlern dieses Landes, unter anderem zu Hans Purrmann und Emy Roeder. Die Ike und Berthold Roland Stiftung fördert Kunst und Künstler der Pfalz, aber auch soziales Engagement. Die vielen persönlichen Kontakte von Berthold Roland führten zu zahlreichen Materialsammlungen zu pfälzischen Künstlern und Korrespondenzen mit ihnen. Ein Beispiel hierfür ist der 1915 in Grünstadt geborene Maler und Bildhauer Karl Unverzagt. Er wurde unter anderem in der Meisterschule in Kaiserslautern und der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe ausgebildet. Unverzagt erhielt schon 1953 den Pfalzpreis für bildende Kunst und machte sich 1969 mit einer eigenen Werkstatt selbständig. Im Brief an Berthold Roland bedankte er sich für dessen temperamentvoll geführte Eröffnungsrede bei einer Ausstellungseröffnung in Mainz 1976. Das Schreiben ist Teil einer ersten Lieferung des Vorlasses von Berthold Roland, den er dem Landesbibliothekszentrum übergeben will.

Brief von Karl Unverzagt an Berthold Roland, Grünstadt, 21. April 1976

Vorlass Berthold Roland

Elisabeth Charlotte von der Pfalz

Handschriftlicher Brief

Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die Liselotte von der Pfalz, wurde 1652 als Tochter von Kurfürst Karl Ludwig und als Enkelin des Winterkönigs Friedrich V. in Heidelberg geboren. 1671 heiratete sie Herzog Philippe I., Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. Als die Linie Pfalz-Simmern 1685 mit dem Tod von Liselottes Bruder Karl II. erlosch, zerstörte Ludwig XIV. im von ihm in der Folge angezettelten Pfälzischen Erbfolgekrieg die gesamte Kurpfalz und Liselottes Geburtsort Heidelberg. Liselotte starb 1722 in Saint-Cloud bei Paris. Einen Namen machte sie sich, die am französischen Hof glückliche und unglückliche Zeiten erlebte, als Briefeschreiberin. Sie soll etwa 60.000 Briefe verfasst haben, je nach Adressaten in Deutsch und Französisch. Hiervon haben sich etwa 5.000 Schreiben erhalten, und immer wieder kommen bisher unbekannte Briefe auf den Markt. Im Mittelpunkt der Briefe steht das französische Hofleben, aber auch die Zustände in Deutschland, Literatur und Theater werden behandelt. Dieser inhaltsreiche Brief ist an ihre Hofdame Elisabeth Eléonore de la Mothe-Houdancourt, Duchesse de Ventadour gerichtet, später Gouvernante von Ludwig XV. Den Ankauf dieses Briefes haben mit Blick auf diese Jubiläumsausstellung die Kulturstiftung Speyer, die Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer, der Rotary Club Speyer sowie die Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz finanziert.

Brief von Elisabeth Charlotte von der Pfalz (Liselotte von der Pfalz) an Elisabeth Eléonore de la Mothe-Houdancourt, Duchesse de Ventadour, Trianon, 16. Juni 1703

Signatur: Autogr. 1167

Kontakt

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