Fachliche Themen Bestandserhaltung
Wir möchten Ihnen auf dieser Seite fachliche Informationen zu unterschiedlichen Themen der Bestandserhaltung geben. Mit einem Klick erhalten Sie Einführungen in das jeweilige Thema inklusive Links und Literaturhinweisen.
Kontakt zur Landesstelle Bestandserhaltung in Rheinland-Pfalz
Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
- Dr. Annette Gerlach
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Telefon: 0261 91500-120 - Arlett Kost-Mahle
Telefon: 0261 91500-121
E-Mail: Lbe(at)lbz.rlp.de
Was tun bei...
Wodurch können Schäden an schriftlichem Kulturgut entstehen?
Es existieren mehrere Faktoren, welche die Lebensdauer von schriftlichem Kulturgut verkürzen und zu Beschädigungen führen können. Man unterscheidet hierbei zwischen endogenen Faktoren, das heißt den Ausgangsmaterial innewohnenden Faktoren und exogenen Faktoren, das heißt Einflüssen von außen.
Zu den endogenen Faktoren zählt die Verwendung schlechter Ausgangsmaterialien wie etwa säurehaltigem Papier, welches die Entstehung von Schäden begünstigt. Während Papiere, wie Inkunabeln aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die vor 1850 aus Hadern (Lumpen) hergestellt und mit tierischem Leim tintenfest gemacht wurden, auch heute noch (bei entsprechender Lagerung) eine hohe Festigkeit und Qualität aufweisen, sind Papiere, die nach 1850 massenhaft hergestellt wurden häufig stark beschädigt und brüchig. Dies hängt mit den veränderten Produktionsbedingungen im Zuge der Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen. Auch die Veränderungen im Zeitungswesen, das heißt immer höhere Auflagen und kürzere Erscheinungsintervalle trugen hierzu bei. Zum einen wurde auf das Einweichen der Hadern in einer Kalklösung verzichtet, welche aber erheblich zur Stabilität des Endprodukts beigetragen hatte (durch eine alkalische Reserve). Zum anderen trug aber auch die Erfindung der „sauren Harzleimung“ zu einer Verschlechterung der Qualität bei. Vor allem die Beigabe von Alaun (Kaliumaluminium-Alaun bzw. das Aluminiumsulfat) gefährdet die Stabilität des Papiers, da sie den Säuregehalt des Papiers stark erhöhen. Aber auch das durch die Erfindung des Holzschliffs entstandene Papier, das Lignin enthält, erhöhte die Fragilität des Produkts und führte zu stark vergilbten und brüchigen Schriftstücken. Erst ab den 1980er Jahren wurde die Qualität des Papiers unter anderem durch die Herstellung von Papier aus holzfreiem Zellstoff und den Einsatz der Neutralleimung verbessert.
Exogene Schäden:
Aber auch eine unsachgemäße Benutzung oder der Befall durch Schädlinge kann Archiv- und Bibliotheksgut nachhaltig schädigen. Hierbei spricht man von „mechanischen Schäden“. Die unsachgemäße Nutzung fängt mit der Aushebung der Akten oder Bücher an. Zieht man etwa Bücher am Kapital aus dem Regal sind Einbandschäden, vor allem am Rücken, vorprogrammiert. Hinweise zu bestandsschonenden Verhaltensweisen beim Umgang mit schriftlichem Kulturgut finden Sie unter dem Punkt „ alltägliche Benutzung“. Aber auch ein unsachgemäßer Transport der Medien, beispielsweise vom Magazin in den Lesesaal, kann bestandsschädigende Auswirkungen haben. Um mechanische Schädigungen zu vermeiden ist sowohl eine entsprechende Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als auch der Benutzerinnen und Benutzer notwendig.
Zu den chemischen und biologischen Schäden zählen der Säurezerfall des Papiers, der Lederzerfall, der Tinten- und Farbfraß, aber auch Schäden, die durch Rost, beispielsweise durch Metallteile wie Hefter- und Büroklammern entstanden sind. Aber auch Luftschadstoffe wirken sich negativ auf das Papier aus. Nicht zuletzt stellen auch bestimmte Mikroorganismen, zu denen auch der Schimmel gehört, eine Gefahr für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts da.
Weitere Informationen zu diesem Thema:
- https://www.ub.uni-frankfurt.de/aktionstag/ausstellung_staatsarchiv_darmstadt.pdf
- https://afz.lvr.de//de/archivberatung/bestandserhaltung_1/endogene_zerfallsfaktoren_von_papier/endogene_schaedigungsfaktoren_in_papier_1.html
- http://www.archivundjugend-restaurierungswerkstatt.de/module/schadensbilder-schadensbehebung/
- https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/papier/pwiewissensfrage478.htmlhttps://www.ulb.tu-darmstadt.de/ulb/bestandserhaltung/buchpatenschaft/schadensbilder/schadensbilder.de.jsp
Weitere Literaturhinweise:
- Hähner, Ulrike: Schadensprävention im Bibliotheksalltag, S. 32-46
Was tun bei Schimmelbefall?
Zentral bei Schimmelbefall ist es, die betroffenen Exemplare vom Rest des Bestands zu separieren, damit keine Ausbreitung der Kontamination erfolgt. Die von Schimmel betroffenen Exemplare sollten in Seidenpapier verpackt werden und in einem Raum separat vom nicht betroffenen Bestand gelagert werden. Beim Umgang mit befallenen Exemplaren sind vor allem auch arbeitsschutzrechtliche und gesundheitliche Gesichtspunkte zu beachten. Denn Schimmelsporen schaden nicht nur dem Bestand, sondern sind vor allem auch extrem gefährlich für Archiv- und Bibliothekspersonal, das mit dem kontaminierten Bestand in Kontakt kommt. Vor allem Personen mit Vorerkrankungen und Allergien sind besonders gefährdet.
Von großer Bedeutung, auch zur Vermeidung zukünftigen Schimmelbefalls, ist es die Ursache des Schimmelbefalls abzuklären und entsprechende Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen, zum Beispiel, die Lagerung in geschlossenen Panzerschränken zu überdenken, da in ihnen klimatisch problematische Bedingungen herrschen können.
Bei Schimmelbefall ist es sinnvoll eine/n entsprechende/n ExpertIn zu Rate zu ziehen.
- Schimmelsporen sind fester Bestandteil des Hausstaubes und der Luft
- Schimmelsporen sind überall anzutreffen und für den Stoffkreislauf der Natur unersetzlich
- Unter bestimmten Bedingungen (hohe Staubbelastung - ungünstiges Klima) können sie sich jedoch schnell vermehren und dadurch für uns Menschen (insbesondere Allergiker und Menschen mit geschwächtem Immunsystem) in Innenräumen schädlich sein, deshalb sind regelmäßige Kontrolle der Klimawerte sehr wichtig (besonders bei höheren Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftbewegung). Daher sind im Umgang mit Schimmel besondere Gesundheits- und Arbeitsschutz-maßnahmenerforderlich und Vorsichtsmaßmahnen zu beachten!!!
- Bei Wasserschäden ist innerhalb von 12-48 Stunden mit einer massiven Schimmelbildung zu rechnen
- Schimmelbefall zeigt sich meist durch mehrfarbige Flecken (große Farbenvielfalt – weiß, grau, gelb, rot, violett, grün, blau, braun und schwarz)
- Häufig in einem Bereich eines Wasserschadens an der Oberfläche (Bucheinband, Papier) zu finden Oberfläche mit einem pelzigen oder samtigen Belag (Schimmelrasen) überzogen – akuter Befall
- In schweren Fällen ist z. T. massiver Abbau der Papiersubstanz zu beobachten
- Manchmal ist auch ein muffiger Geruch wahrzunehmen
Unterscheidung zu Stockflecken:
Stockflecken sind runde, punktförmige Flecken, die sich über weite Flächen ausbreiten können
Der englische Begriff “Foxing“ ist üblich, umgangssprachlich wird auch von „Stockflecken“ gesprochen
Farbe der Flecken von gelb bis dunkelbraun
Flecken können von einem Blatt zum anderen übergehen
Schadensbild gehäuft auf industriell gefertigten Papieren
Besonders häufig im Zeitraum vom Ende des 18. Jahrhunderts bis Beginn des 20. Jahrhunderts zu beobachten
Durch Feuchtigkeit, Klimaschwankungen, Lichteinwirkungen und Luftschadstoffe beschleunigte Entwicklung
Phänomen noch nicht ganz geklärt, man vermutet, dass Metallionen (Eisen) mit verantwortlich sind – kein Schimmel!
Was tun bei Schimmelbefall?
Verschimmeltes Schriftgut vom restlichen Bestand isolieren, mit Seidenpapier verpackt in einen Karton legen. Nicht in Magazinräumen oder Büros aufbewahren. Bei Unklarheiten bzgl. der weiteren Vorgehensweise bzw. dem Ausmaß des Schimmelbefalls, Experten hinzuziehen.
Hilfsmittel zur Schimmelreinigung:
Reine Werkbank oder im Freien
Staubsauger mit Hepafilter der Sicherheitsklasse H (hilfreich, wenn die Saugleistung regulierbar ist)
Latexschwämme, glatte Mikrofasertücher, weiche Zeichenbesen und Pinsel (kennzeichnen)
Reinigung immer am Einband beginnen und dann nach innen gehen
Nach der Benutzung Besen und Pinsel mit 70% Alkohol mind. 5 Min. desinfizieren, Kittel, Handschuhe, Mikrofasertücher bei 90°C waschen
Einmalschutzmaterialien regelmäßig wechseln
Behandlung von Schimmelbefall:
70% Ethanol als Sprühdesinfektion reicht nicht aus, eher kontraproduktiv bei aktiven Schimmel.
Gründliche mechanische Trockenreinigung beste Methode der Schimmelbehandlung (reduziert deutlich die Keimzahl der Sporen), anschließende einwandfreie klimatische Aufbewahrung verhindert einen erneuten Schimmelausbruch.
Abtötungverfahren wie Begasen mit Ethylenoxid oder Bestrahlen mit Gammastrahlen sind auf Grund der großen Nebenwirkungen in die Kritik geraten: Ethylenoxid gast länger aus als angenommen, wird über die Haut aufgenommen, wirkt krebserregend. Das Papier vergilbt, übersäuert und anfälliger für einen erneuten Befall. Gammabestrahlung weist keine chemischen Rückstände aus, wirkt sich aber negativ auf die Stabilität des Papieres aus, insbesondere wenn das Papier bereits Abbauprozesse aufweist.
Auch nach den Abtötungsverfahren muss das Bibliotheksgut gründlich trocken gereinigt werden, da die abgetöteten Sporen hoch allergen sind.
Online-Fortbildung:
"Umgang mit Schimmelbefall - Teil 1 Grundlagen und Identifizierung" - Webinar Bestandserhaltung der Technischen Universität Darmstadt
Schimmel und Arbeitsschutz:
TRBA 240: Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit mikrobiell kontaminiertem Archivgut
TRBA/TRGS 406: Sensibilisierende Stoffe für die Atemwege
TRBA 500: Grundlegende Maßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen
Biostoffverordnung (BioStoffV), Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit Biologischen Arbeitsstoffen
Expertinnen und Experten:
- Webeite des Verbands der Restauratoren
Was tun bei Schädlingsbefall?
Die Schädlingsproblematik hängt eng mit den Aspekten der Bestandspflege und Magazinhygiene zusammen. Bei den Schädlingen wird zwischen „Papierschädlingen“ wie Bücherläusen- und skorpionen und den bekannteren Silber- und neuerdings auch den Papierfischchen unterschieden. Zu den „Holzschädlingen“ gehören unter anderem verschiedene Nagerkäferarten. Aber auch Textilien sind anfällig für Schädlingsbefall, beispielsweise durch Teppichkäfer und Motten.
Was aber sind die Faktoren, welche den Schädlingsbefall entstehen lassen oder begünstigen können? Die Probleme können bereits bei der Lieferung von Archiv- und Bibliotheksgut beginnen. So stellen etwa Holzpaletten oder Kartons, welche nicht direkt ausgepackt oder untergebracht werden eine mögliche Quelle für Schädlingsbefall da. Aber auch Umverpackungen, die in Ecken stehen- und liegenlassen werden, können bereits vorhandenen Schädlingen als Nahrungsgrundlage dienen. Auch räumliche (Ritzen, unversiegelte Öffnungen) sowie bestimmte klimatische Gegebenheiten (hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit) spielen beim Schädlingsbefall eine große Rolle.
Aber auch das Mitbringen von Speisen und Getränken oder auch Jacken und Taschen können den Schädlingsbefall begünstigen. Generell stellen textile Materialien wie Teppiche, aber auch Polstermöbel ein Risiko für den Bestandserhalt da. Negativ kann sich auch das Vorhandensein von Grünpflanzen auswirken.
Wie kann man Schädlingsbefall vorbeugen? Integrated Pest Management
Generell hat sich in den letzten Jahren die Haltung durchgesetzt, im Falle von Schädlingen verstärkt auf Präventionsmaßnahmen zu setzen statt diesen mit der „chemischen Keule“ zu bekämpfen, da der Einsatz von Chemikalien zum einen auch den Bestand beschädigen, aber vor allem auch gesundheitsschädlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein kann.
Zur Prävention bedient man sich des Konzepts des „Integrated Pest Managements“ (kurz „IPM“). Hierbei handelt es sich um ein ganzheitliches System, bei dem sich die Maßnahmen auf alle Räumlichkeiten einer Institution beziehen sollten. Außerdem müssen die entsprechenden Maßnahmen dauerhaft und regelmäßig vollzogen werden. Zu den Maßnahmen im Rahmen des „IPM“ gehören zum einen die Überwachung („Monitoring“) des Schädlingsbefalls durch das Aufstellen von Fallen an strategisch wichtigen Stellen in den Magazinen, aber auch an Laderampen. Diese Fallen müssen regelmäßig kontrolliert, ausgetauscht und die Ergebnisse dokumentiert werden.
Mit zu den wichtigsten Maßnahmen gehören aber dauerhaft angewandte Hygienemaßnahmen sowie Verbesserungen bei den Faktoren „Räumlichkeiten“ und Klima, um den Schädlingsbefall an erster Stelle zu vermeiden.
Mehr zu diesem Thema:
- https://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/bundesarchiv_de/fachinformation/ark/2016-08-01_kla_empfehlungen_schaedlingspraevention.pdf
- http://www.konferenz-kultur.de/SLF/wissenspool_schaedlinge.php
- https://www.zfb.com/files/cms/pdf/ZFB-Newsletter%20September%202018.pdf
- https://www.lwl.org/waa-download/archivpflege/heft88/09-10_geller.pdf
Was beachten beim Thema...
In letzter Zeit wurde die mögliche Arsenbelastung von historischen Beständen in der Presse verstärkt thematisiert. Im Folgenden erläutern wir die Hintergründe und was für den Umgang mit möglicherweise belasteten Beständen wichtig ist. Die Forschungen zum Thema sind aktuell noch nicht abgeschlossen. Wir verfolgen die Veröffentlichungen zum Thema und ergänzen ggf. die Ausführungen.
Warum befindet sich Arsen in historischen Büchern?
Es geht beim Thema „Arsenbelastung“ darum, dass in vergangenen Jahrhunderten, vor allem verstärkt im 19.Jh., arsenhaltige Verbindungen zur Färbung unterschiedlicher Buchbestandteile verwendet wurden (u.a. Einbände, Schnitte, Vorsätze), meist mit dem Ziel einer intensiv grünen Färbung. Aber arsenhaltige Farben und Kleber wurden auch bereits seit dem 16. Jahrhundert verwendet. Auch andere Schwermetalle lassen sich in Büchern und Akten (vor allem in Farben) nachweisen, so Blei, Quecksilber und Chrom.
Sind Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen?
Dies sind alles Schwermetalle, die fest in den Farben eingebunden sind, so dass sie nicht abgegeben werden, wie die neuere Forschung zeigt. Bei Arsen kann bei Kontakt mit den Schleimhäuten und beim Einatmen von belasteten Stäuben bei einer hohen Exposition über einen längeren Zeitraum u.U. zu gesundheitlichen Problemen die Folge sein. Die Schadstoffwirkung lässt über die Zeit nicht nach.
Arsen befindet sich jedoch nicht nur in historischen Buchbeständen, sondern begegnet uns auch im Alltag z.B. bei der Nahrungsaufnahme (Fisch, Reis), ebenso im Trinkwasser und in der Luft.
Neuere Untersuchungen, die nicht nur der Frage nachgegangen sind, ob man das Vorhandensein von Arsen nachweisen kann, sondern die die Frage nach der gesundheitlichen Gefährdung gestellt haben, zeigen, dass bei der Wahrung grundlegender Regeln im Umgang mit historischen Beständen keine Probleme zu erwarten sind. Zwingende Voraussetzung ist aber, dass die üblichen Regeln im Umgang mit historischen Beständen eingehalten werden.
- Vor allem muss es strikt untersagt sein, die Finger vor dem Umblättern einer Seite zu befeuchten. Das ist eine schlechte „Angewohnheit“, die grundsätzlich auch zum Schutz der Bestände vor Verschmutzung zu unterlassen ist.
- Zudem ist eine strikte Trennung von Nahrungsaufnahme und Umgang mit Beständen notwendig, nicht nur aus Gründen des Gesundheitsschutzes, sondern auch um die Bestände vor Verschmutzungen zu schützen. Dies gilt sowohl für Mitarbeitende als auch Nutzerinnen und Nutzer.
- Vor und nach der Nutzung historischer Bestände sollen Mitarbeitende und Nutzerinnen und Nutzer sich die Hände waschen.
- Ebenfalls ist es für den Umgang mit historischen Beständen generell notwendig, diese nur im Lesesaal unter Aufsicht und fachkundiger Anleitung einsehen zu lassen.
- Die unvermeidbare Reinigung von Beständen soll nur von Expertinnen und Experten, d.h. Restauratorinnen oder Restauratoren mit entsprechender Ausstattung durchgeführt werden, d.h. unter einer reinen Werkbank mit Abzug sowie mit entsprechender persönlicher Schutzausrüstung. Dies gilt nicht nur für möglicherweise arsenbelastete Bestände, sondern für alle historischen Bestände. Siehe hierzu ausführlicher die Empfehlungen zum Thema „Hygiene“
Ist eine Testung von Verdachtsfällen sinnvoll?
Nein. Eine alleinige Testung möglicherweise betroffener Bestände lässt nicht den Schluss auf eine Gesundheitsgefährdung zu. Zur fundierten Risikobewertung ist die Beachtung vielfältiger Faktoren wichtig, darunter auch die Analyse der Raumluft, aber auch von Arbeitsplätzen und Abläufen.
Wo finde ich weitere Informationen zum Thema?
Es laufen aktuell derzeit noch verschiedene Forschungsprojekte zum Thema Arsen im Archiv- und Bibliotheksbereich.
Ein ausführlicher Artikel des renommierten Toxikologen Torsten Arndt ist im Mai 2024 in der Zeitschrift „Bibliotheksdienst“ erschienen, der Download ist unter folgendem Link möglich: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/bd-2024-0041/html
Die Kommission „Bestandserhaltung“ des Deutschen Bibliotheksverbandes wird ihre Empfehlungen bis Jahresmitte auf der Basis der neueren Forschungserkenntnisse aktualisieren.
Die Bedeutung der Hygiene in der Bestandserhaltung
In der Bestandserhaltung ist die Hygiene eine wichtige Präventionsmaßnahme zur Vermeidung u.a. von Schimmelbefall, der eine Gesundheitsgefahr darstellt. Schmutzauflagerungen sind zudem auch eine Nahrungsquelle für Schädlinge und auch daher zu vermeiden.
Bei der Hygiene in der Bestandserhaltung muss zwischen:
a) der Magazinreinigung, d.h. der regelmäßigen Reinigung von Böden und Regalen und
b) der Bestandsreinigung, d.h. der Reinigung von verpackten und unverpackten Beständen
unterschieden werden.
Einen Überblick über die Bedeutung und Umsetzung von Hygienemaßnahmen in der Bestandserhaltung gibt die untenstehende Präsentation der Restauratorin Kerstin Jahn. Beachten Sie, dass diese Präsentation sich auf die Gegebenheiten und Möglichkeiten von größerem Kulturgut bewahrenden Einrichtungen bezieht.
Zur dort beschriebenen Bestandsreinigung folgende wichtige Anmerkung: Sind keine Restauratorinnen und Restauratoren mit entsprechender Werkstatt bei Ihnen im Haus vorhanden, so vergeben Sie bitte den Auftrag immer an einen qualifizierten externen Dienstleister.
Hinsichtlich b) der Bestandsreinigung beachten Sie bitte folgende Hinweise, um Schäden am Kulturgut und Gesundheitsschäden zu vermeiden.
Trockenreinigung – Was ist damit gemeint und wer darf diese Behandlung durchführen?
Direkt zu Beginn ein Hinweis: Aufgrund der Komplexität der Behandlung und der möglichen Gesundheitsgefährdung bei nicht sachgemäßer Durchführung und Ausstattung sollte die Trockenreinigung nur von Restauratorinnen und Restauratoren oder entsprechend qualifizierten und ausgestatteten Dienstleistern ausgeführt werden und nicht von fachlich nicht ausgebildeten Personen in Eigenregie.
Die Methode der Trockenreinigung wird u.a. bei der Beseitigung von Verschmutzungen und als effektives Mittel gegen Schimmelbefall eingesetzt und ist häufig auch Teil einer Restaurierung. Die Verschmutzungen werden hierbei u.a. mithilfe einer weichen Staubsaugerbürste und einem Staubsauger mit HEPA-Filter abgesaugt. Bei starken Verschmutzungen und Schimmelbefall sollte dies zum Gesundheitsschutz unter einer Reinen Werkbank, einem Arbeitsplatz mit Absaug- und Filtereinrichtung erfolgen, d.h. es ist eine spezielle Ausrüstung notwendig. Bei der Trockenreinigung muss mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl gearbeitet werden. Bei der Reinigung eines Buches müssen etwas folgende Fragen beachtet werden:
• Wie weit der Buchblock geöffnet werden kann?
• Mit wie viel Druck gearbeitet werden kann? (Erhaltungszustand des Einbands und des Papiers)
• Alter des Bandes (Bände vor 1850 haben in der Regel ihre Schwierigkeiten beim Aufschlagen und nach 1850 häufig die Problematik des Papierzerfalls)
• Bei Vorliegen von Farbveränderungen: Gründe für diese, u.a. Einschätzung, ob Schimmelbefall vorliegt
Gerade die Thematik des Schimmels kann bei unsachgemäßer Reinigung zu Substanzverlust und bei ungeschulten Personen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Daher muss die Trockenreinigung unbedingt, wie eingangs bereits erwähnt, von Expertinnen und Experten der Bestandserhaltung umgesetzt werden.
Sind in Ihrem Haus keine ausgebildeten Restauratorinnen und Restauratoren vorhanden, vergeben Sie Reinigungsaufträge immer an einen externen Dienstleister.
Das Klima in der Präventiven Bestandserhaltung
Einleitung: Zur Rolle des Klimas in der präventiven Bestandserhaltung
Der Erhalt schriftlichen Kulturguts ist von vielen Einflüssen abhängig. Einen großen Faktor stellt hierbei das Umgebungsklima da, da es lange Zeit und ständig auf die Objekte einwirkt. Ungeeignete klimatische Bedingungen verursachen Schäden, die oft fürs bloße Auge nicht direkt sichtbar sind. Die Schaffung eines schwankungsarmen Klimas, sowie die Orientierung an den entsprechenden Idealwerten sind unentbehrliche Faktoren für die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut und stellen eine entscheidende präventive Maßnahme zur Steigerung der Lebensdauer von schriftlichem Kulturgut da.
Das Thema Klima ist sehr komplex und umfasst eine Vielzahl an Aspekten. Wir haben im folgenden Text versucht, das Thema möglichst verständlich und umfassend zu behandeln.
1. Warum haben die klimatischen Bedingungen so große Auswirkungen auf schriftliches Kulturgut?
Dass das Klima eine so große Auswirkung auf schriftliches Kulturgut hat, hängt mit den bei der Herstellung verwendeten Materialien und deren Eigenschaften/Zusammensetzung zusammen. Ein großer Teil schriftlichen Kulturguts besteht aus organischen Materialien, die besonders stark auf Klimaveränderungen reagieren. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass diese Materialien häufig hygroskopisch sind, das heißt sie Feuchtigkeit aus der umgebenden Luft aufnehmen und auch wieder abgeben können. Dies hat Auswirkungen auf ihr Verhalten, ihre Stabilität bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen. Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit quellen diese auf, es kann zu Verformungen kommen und die verwendeten organischen Bindemittel können ihre Festigkeit verlieren. Bei Reduzierung der Luftfeuchtigkeit geben organische Materialien Feuchtigkeit an die Umgebungsluft ab und „schrumpfen“ hierbei. Dies kann zu einer Versprödung führen, welche die Objekte anfälliger für mechanische Schäden macht. Daher sind Klimaschwankungen so schädlich für organische Materialien und damit auch für schriftliches Kulturgut, da die Objekte dann ständig quellen und wieder schrumpfen, was extreme Belastungen für das Material bedeutet.
Erhöhte Temperaturen beschleunigen grundsätzlich chemische und biologische Prozesse, wie z.B. auch den säurebedingten Zerfall wodurch die Brüchigkeit des Materials zunimmt. Aber bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit können hohe Temperaturen zudem auch das Schimmelwachstum fördern. Deshalb sind niedrigere Temperaturen grundsätzlich günstiger für schriftliches Kulturgut, da sie die oben geschilderten Prozesse verlangsamen.
In Archiven kann es sein, dass in den Magazinen nicht nur schriftliches Kulturgut, sondern auch andere Medien und Materialien bewahrt werden. Diese benötigen u. U. andere klimatische Bedingungen als z.B. Akten oder Bücher. Idealerweise gibt es separate Aufbewahrungsorte mit dem jeweils geeigneten Klima für unterschiedliche Materialien, dies ist in der Praxis allerdings meist nicht umsetzbar. Daher müssen diverse „Idealwerte“ bezogen auf das Klima dann pragmatisch gelöst werden, d.h. es muss sich am jeweiligen Hauptbestandteil, in unserem Fall, dem Papier orientiert werden. Beachten Sie die tabellarische Übersicht im Anhang.
2. Was ist bei der Klimaüberwachung zu beachten? Welche Parameter müssen berücksichtigt werden?
Bei der Analyse der klimatischen Bedingungen in einem Magazin müssen immer die Parameter Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Zusammenhang berücksichtigt werden. Die konstante Messung der Umgebungstemperatur ist deswegen wichtig, weil die Fähigkeit der Luft Wasser aufzunehmen abhängig von den herrschenden Temperaturen ist. Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen und umgekehrt.
Aber auch der Faktor Luftfeuchtigkeit, vor allem hier die relative Luftfeuchtigkeit müssen bei der Klimaüberwachung beachtet werden. Der Begriff relative Luftfeuchtigkeit bezeichnet hierbei den Wasserdampfgehalt der Luft in Prozent im Verhältnis zur maximal möglichen Menge an Wasser, welche die Luft bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann. Warum müssen die beiden Werte gemeinsam betrachtet werden? Dies hat damit zu tun, dass sich aus physikalischen Gründen bei Änderung des einen Werts, immer auch der jeweils andere Faktor ändert. Erhöht sich die Temperatur hat dies also auch immer Auswirkungen auf die relative Luftfeuchtigkeit und umgekehrt. Daher ist eine isolierte Betrachtung und Kontrolle nur eines der beiden Parameter nicht sinnvoll. Steigt die Temperatur sinkt die relative Luftfeuchtigkeit, sinkt dagegen die Temperatur, so steigt die relative Luftfeuchtigkeit an, bis der Taupunkt erreicht ist.
Dieses Verhältnis lässt sich auch zur Klimaregulierung nutzen, hierzu finden Sie mehr in Kapitel 4.2.
Temperatur und damit auch Luftfeuchtigkeit ändern sich im Tagesverlauf und vor allem auch im Jahresverlauf. Um eine sinnvolle Aussage hinsichtlich der Eignung eines Raumes für die Aufbewahrung von schriftlichem Kulturgut machen zu können, ist im Idealfall die Berücksichtigung und Auswertung der Messwerte eines ganzen Jahres notwendig. Je größer die Datenmenge und je feinmaschiger die Überwachung, desto bessere Ergebnisse lassen sich erzielen.
3. Klimamessgeräte: Was ist grundsätzlich zu beachten?
Das Gerät sollte (wenn nur ein Exemplar vorhanden ist) immer am selben Ort aufgestellt werden/bleiben und zur selben Zeit abgelesen werden, um vergleichbare Werte zu erfassen. Das Gerät sollte nicht in der Nähe von Fenstern, Heizkörpern oder direkt an Außenmauern aufgestellt werden, da eine Messung an diesen Orten keine repräsentativen Werte für das allgemeine Raumklima liefern. Es kann allerdings auch sinnvoll sein, wenn mehrere Messstationen/Messgeräte zur Verfügung stehen, gerade an diesen Extrempunkten, d.h. an Außenwänden, in Ecken, in der Nähe von Fenstern oder Heizkörpern Messgeräte aufzustellen, um auch dort die klimatischen Bedingungen und mögliche Abweichungen im Blick behalten zu können.
In der Regel sind aber Magazine zu groß, um mit einem einzigen Messpunkt auszukommen, d.h. die Anschaffung mehrerer Geräte bzw. im Falle von Funk- und Wifi-Datenloggern mehreren Messstationen, so dass Messungen an verschiedenen Orten möglich ist, ist sinnvoll.
3.1. Was muss bei der Anschaffung eines Geräts zur Klimaüberwachung beachtet werden?
Es gibt auf dem Markt eine Vielzahl an unterschiedlichen Klimamessgeräten, die wiederum unterschiedliche Funktionen haben und sich für unterschiedliche Zwecke eignen.
Bei Überlegungen zur Anschaffung eines Geräts zur Klimaüberwachung sollten daher u.a. folgende Fragen berücksichtigt werden:
- Wie groß sind die Magazinräumlichkeiten? Soll nur ein Raum oder mehrere Räume überwacht werden?
- Welche technische Infrastruktur (PC-Anschlüsse, Netzwerke) ist vor Ort vorhanden oder ist möglich einzurichten?
- Wie regelmäßig können Messdaten abgelesen/ausgelesen werden?
- Welches Personal mit welchem fachlichen Hintergrund/technischen Verständnis soll mit den Geräten umgehen können?
- Natürlich auch: wie groß ist mein Budget?
Nachfolgend stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Arten von Klimamessgeräten mit ihren Vor- und Nachteilen vor.
3.1.1. Thermohygrometer:
Die Werte müssen täglich persönlich abgelesen werden und händisch in eine Tabelle eingetragen werden mit Angabe von Datum und Uhrzeit der Ablesung, dies sollte täglich zur selben Zeit erfolgen.
Vorteile: preisgünstig, einfach in der Handhabung. Auch für Ungeübte/Fachfremde einsetzbar.
Nachteile: Es können nur die aktuellen Werte abgelesen werden, es findet keine Datenspeicherung statt, längerfristige Entwicklungen/Schwankungen können so nicht registriert werden.
Relativ zeitaufwendig. Da die Werte nicht gespeichert werden, müssen die Werte immer zeitnah abgelesen werden.
In Abwesenheitszeiten (Urlaub, Krankheit) und bei geringen Personalkapazitäten treten Lücken in der Dokumentation auf oder es muss vorher eine Vertretung organisiert werden!
3.1.2. Thermohygrograph (analog +digital)
Analog
Vorteile: Die Geräte sind meist einfach in der Bedienung, die Messergebnisse sind zudem sofort sichtbar, es muss kein separates Auslesen stattfinden. Da die verwendeten Papierrollen regelmäßig ausgetauscht werden müssen, ist sichergestellt, dass auch regelmäßig auf das Gerät und damit auch die Messdaten geschaut wird.
Nachteile: Analoge Thermohygrographen müssen in der Regel mit hohem Aufwand mehrfach im Jahr kalibriert/gewartet werden, da sonst ihre Messgenauigkeit nachlässt. Sie sind daher nicht für Ungeübte zu empfehlen. Zudem gibt es keine Alarmmöglichkeit.
Elektronisch
Vorteile: Elektronische Thermohygrographen müssen nicht so häufig kalibriert werden und sind auch nicht so wartungsintensiv wie die analoge Variante. Beachtet werden sollte aber bei der Entscheidung für ein Modell die Messgenauigkeit, bei größeren Messtoleranzen sind die Geräte nicht für den professionellen Einsatz geeignet. Die Anweisungen und Ratschläge der Hersteller sind unbedingt zu beachten.
Nachteile: Die Daten lassen sich nicht auslesen, d.h. sie müssen manuell erfasst werden. Dies kann bei unregelmäßiger Kontrolle zu unzureichenden Messergebnissen führen.
3.1.3. Datenlogger: USB + Bluetooth
Diese Geräte können einen bestimmten Datensatz (Angaben des Herstellers beachten) speichern, d.h. ermöglichen eine längerfristige Dokumentation klimatischer Daten.
Die Messdaten müssen nicht manuell abgelesen werden, sondern können über einen USB-Anschluss, per Bluetooth oder über ein entsprechendes Interface an einem PC ausgelesen werden. Hierzu ist aber die Absprache mit der IT vor Ort notwendig zur Prüfung, ob das Gerät in die IT-Umgebung einzubinden ist. Einige Gerätetypen speichern die Daten auch auf einer SD-Karte, die über den Slot oder einen Kartenleser ausgelesen werden kann.
Was muss bei diesem Typ beachtet werden?
1. Einstellen des Messintervalls: bei unbekannten klimatischen Bedingungen sollte zumindest zu Beginn der Messung besser ein kürzeres Messintervall eingestellt werden, da bei zu großen Messzeiträumen Abweichungen/Entwicklungen nicht korrekt erfasst werden können.
2. Welche Werte werden gespeichert/angezeigt? Für eine sinnvolle Klimaüberwachung, bei der es unter anderem darum geht, mögliche Schwankungen/Entwicklungen zu erkennen, ist eine Anzeige der Durchschnittswerte nicht zielführend. Hier kommt es darauf an, dass die genauen Einzelwerte angezeigt werden. Achten Sie daher auch dahingehend auf die Angaben des jeweiligen Geräts. Das kann dazu führen, dass eine gesonderte Software zum Gerät selbst auch erworben werden muss.
3. Kalibrierung der Geräte: auch die Messgenauigkeit von digitalen Thermohygrographen lässt mit der Zeit nach. Die Hinweise der Hersteller bezgl. des Kalibrierungsintervalls sind zu beachten.
4. Beachten der Toleranzabweichung der Messergebnisse (je geringer umso geeigneter ist ein Gerät)
5. Batterielaufzeit: Achten Sie hierbei bitte auf die Angabe des Herstellers, da es sonst zu Messlücken kommen kann.
Vorteile: Die Werte müssen nicht täglich abgelesen werden. Vergangene Werte werden auf einem internen Speicher gespeichert und können per USB oder Bluetooth ausgelesen werden. Die Daten können (je nach Gerät/Software) nicht nur als Tabelle, sondern auch grafisch wiedergegeben werden, sodass Entwicklungen/Schwankungen leichter erfasst werden können.
Nachteile/bzw. vorher abzuklären: Das Auslesen der Daten erfolgt meistens über einen USB-Anschluss. Daher ist vorher mit der IT (wenn vorhanden) abzuklären:
- Kann ich an die mir zur Verfügung stehenden PCs Geräte per USB-Anschluss anschließen oder ist dies nicht möglich/erlaubt (z.B. bei Serverlösungen)
- Kann ich alternativ einen (von der IT) zugelassenen PC benutzen? In welchem Format werden die Daten des Datenloggers ausgegeben/gespeichert? Wie kann ich mit diesen Dateien weiter verfahren? (Langzeitverfügbarkeit)
Hierbei ist auch noch zu beachten:
- Wird eine spezielle Software für das Auslesen des Geräts benötigt? Teilweise sind auch mehrere Softwares notwendig, da sonst nicht alle Funktionen genutzt werden können?
- Berücksichtigen Sie daher bei der Kalkulation Ihrer Kosten auch die Anschaffungspreise der dazugehörigen Software
- Funkdatenlogger:
Hierbei werden die gesammelten Messwerte kontinuierlich per Funk an ein Basisgerät weitergegeben, das die Werte dann an einen PC weiterleitet. Auch ein Aufstellen mehrerer Messstationen an unterschiedlichen Standorten ist möglich. Die Einrichtung eines solchen Systems ist recht komplex, daher sollte diese von einer Expert*in durchgeführt werden.
Zu beachten ist die jeweilige Reichweite der Funk-Datenlogger. Diese ist auch abhängig von der Dicke und Art der Wände.
Vorteile: Im Vergleich zu den anderen vorgestellten Methoden: geringer Personal- und Zeitaufwand bei der Erfassung und Auswertung der Daten, da alles automatisiert erfolgt. Durch das Aufstellen mehrerer Messstationen innerhalb eines Magazins können die Werte an verschiedenen Orten erfasst werden und so beispielsweise lokale Abweichungen/Schwankungen erfasst/entdeckt werden.
Nachteile/zu bedenkende Faktoren: Diese Art Datenlogger sind in der Anschaffung teurer als ein Datenlogger, der per USB an einen PC angeschlossen werden kann. Auch die Installation des Systems ist nur durch eine(n) Fachfrau/Fachmann durchführbar. Unter Umständen kann der Einsatz aus gebäudetechnischen Gründen schwierig sein.
3.1.4 WIFI-Datenlogger:
Das Prinzip funktioniert ähnlich wie beim Funkdatenlogger. Allerdings ist keine zentrale Basisstation notwendig und die Übertragung der Daten funktioniert über WLAN. Die Daten werden hierbei nicht auf einem Gerät gespeichert, sondern automatisch auf einen Server/in eine Cloud hochgeladen. Es wird in diesem Fall keine spezielle Software benötigt. Es kann dezentral auf die Messdaten zugegriffen werden.
Nachteile: Höherer Anschaffungspreis: Entsprechende Geräte werden nur von wenigen Anbietern angeboten und sind preislich in einem höheren Segment angesiedelt. Auch die Nutzung der Cloud-Speicherung und die hiermit anfallenden Kosten müssen berücksichtigt werden.
Daher und auf Grund der Überwachungsmöglichkeit an mehreren Stellen eines Magazins ist diese Option wahrscheinlich eher für größere Institutionen geeignet.
Die technischen Voraussetzungen: Für die Übertragung der Daten/den Upload in eine Cloud ist eine W-LAN-Verbindung notwendig. Diese Voraussetzung ist nicht in allen Räumlichkeiten gegeben. Sprechen Sie daher vor der Anschaffung eines solchen Geräts mit Ihrer IT-Abteilung und der Verwaltung.
4. Auswertung: Was ist zu beachten?
Mit Hilfe eines Thermohygrometers oder Thermohygrographen bzw. Datenloggers haben Sie Messungen durchgeführt und die entsprechenden Daten ausgelesen. Ihnen liegen nun Informationen zu Temperatur und rel. Luftfeuchtigkeit über einen gewissen Zeitraum vor in Form von Graphen oder einer Excel Tabelle vor. Was müssen Sie nun bei der Auswertung der Daten beachten?
Wenn sog. „Ausreißer“ zu erkennen sind, also einzelne Werte die aus dem sonst üblichen Rahmen fallen, müssen Sie versuchen, herauszufinden, woran dies liegen könnte. Gab es z.B. ein Starkregenereignis, war die Klimaanlage (wenn vorhanden) defekt?
Liegen die Parameter Temperatur und rel. Luftfeuchtigkeit dauerhaft über den Grenzwerten müssen Sie auch hier nach den Ursachen forschen. Hier müssen Sie allerdings grundsätzlicher ansetzen. Sind bestehende bauliche Probleme die Ursache, z.B. bei hohen Temperaturen fehlende Dämmung, fehlende Verdunkelungsmöglichkeiten. Oder werden die Magazinräumlichkeiten als regulärer Arbeitsplatz genutzt (was nicht der Fall sein sollte!) und deshalb nicht entsprechend kühl gehalten? Gegebenenfalls ist es sinnvoll, zur Ursachenfindung Expert*innen zu Rate zu ziehen. Diese finden Sie hier: www.restauratoren.de/restauratoren-fachbereich/grafik-archiv-und-bibliotheksgut/
An welchen Werten können Sie sich orientieren?
Laut DIN/ISO 11799 (Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut) liegen die empfohlenen Werte hinsichtlich Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit bei 18-20 Grad und 50-55% rel. LF bei Papier – Parameter, die generell zur Orientierung für das Magazinklima dienen können. Häufig lassen sich diese Idealwerte vor Ort nicht realisieren, wichtig ist, dass keine erheblichen Abweichungen von diesen Werten sowie zu starke Schwankungen des Klimas vorliegen. In diesen Fällen besteht Handlungsbedarf!
4.1 Wann sind klimatische Bedingungen schädlich fürs Kulturgut?
Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit und Temperatur, d.h. über 25 Grad und gleichzeitig über 60/65% Luftfeuchtigkeit kann es zu Schimmelbildung kommen. Höhere Abweichungen der o.g. Werte aus der DIN/ISO 11799 sind schädlich für schriftliches Kulturgut oder sogar mittel- bis langfristig gesundheitsgefährdend für Mitarbeiter/innen und Benutzer/innen. Denn bei den genannten klimatischen Bedingungen steigt die Gefahr eines Schimmelbefalls. Alle Schimmelsporen, egal ob lebendig oder inaktiv, haben ein allergenes Potenzial, vor allem für Personen mit geschwächtem Immunsystem und Allergien, einige Schimmelsporen haben noch höhere Gesundheitsgefährdungen (krebsauslösend). Die Vermeidung eines Schimmelbefalls ist also nicht nur eine Frage der Erhaltung von schriftlichem Kulturgut, sondern vor allem auch des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Die Leitungen der Kulturinstitutionen tragen nach TRBA 240 und der Biostoffverordnung die Verantwortung, dass dementsprechend ordnungsgemäß gehandelt wird und die Vorgaben des Gesundheitsschutzes eingehalten werden. (s. Anhang)
Schwankungen des Klimas im Jahresverlauf sind fast nicht zur vermeiden, es ist allerdings darauf zu achten, dass die Abweichungen nicht zu stark ausfallen, da die Objekte sonst zu starken Belastungen ausgesetzt sind. Vor allem sind zu rasch stattfindende Schwankungen schädlich für das Kulturgut. So wird die Luftfeuchtigkeit bei niedriger Temperatur schon sehr deutlich beeinflusst, wenn ein Fußboden feucht gewischt wird oder sich Personen in den Räumlichkeiten aufhalten.
Zu geringe Luftfeuchtigkeitswerte, sind für das Kulturgut ebenso wenig zuträglich, da sich die Brüchigkeit der Materialien deutlich erhöht.
4.2 Welche Maßnahmen können zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen eingesetzt werden?
Um schädliche klimatische Bedingungen zu verbessern muss eine Regulierung von außen stattfinden. In der Literatur wird grundsätzlich zwischen zwei Formen der Klimatisierung unterschieden. Zum einen der „aktiven Klimatisierung“ durch den Einbau einer Klimaanlage, zum anderen der „passiven Klimatisierung“, die sich meist als praktikabler erweist. Bei dieser Variante wird mit den vorhandenen räumlichen Gegebenheiten gearbeitet anstatt eine entsprechende Anlage einzubauen, die auf Grund der Wartungsintensität sowie der negativen Auswirkungen im Falle eines Defekts nicht unproblematisch ist.
Eine wichtige Maßnahme im Rahmen einer „passiven Klimatisierung“ ist u.a. das Anbringen von UV Schutzfolien oder Verdunkelungsmechanismen zur Reduzierung der Aufheizung und zur Verminderung der UV-Strahlen bedingten Schädigung. Auch die Bedeutung alterungsbeständiger, normgerechter Verpackungen kommt hier wieder zum Tragen, da diese (plötzliche) Klimaschwankungen abpuffern.
4.3. Was ist zu tun, wenn dauerhaft ungeeignete klimatische Bedingungen im Magazin herrschen?
Sollten dauerhaft die in Abschnitt 4.1 genannten Idealwerte unterschritten oder überschritten werden oder starke Schwankungen bezgl. der Werte vorliegen , so müssen die klimatischen Bedingungen zur Vermeidung von Schäden geändert werden, entweder durch gezielte Hinzuführung von Feuchtigkeit oder, was noch dringender wäre im Fall einer relevanten Überschreitung der Grenzwerte, durch Entfeuchtung der Magazinräume. Dafür ist der (temporäre) Einsatz entsprechender Geräte, die auch zu mieten sind, bei konsequenter Klimaüberwachung notwendig. Dies kann aber ein sehr komplexes Problem sein, es ist daher dringend anzuraten, hierzu Fachleute (Restaurator(inn)en (siehe: www.restauratoren.de/restauratoren-fachbereich/grafik-archiv-und-bibliotheksgut/ ) hinzuzuziehen. Denn diese können die Maßnahmen (z.B. Einsatz eines Befeuchters oder eines Entfeuchters, bauliche Verbesserungen wie z.B. Verdunkelung bei Fenstern u.v.m.) am besten einschätzen und es ist weniger wahrscheinlich, dass durch ein nicht-sachgerechtes Handeln die Situation eher noch verschlimmert wird. Werden bei bekannten Problemen keine entsprechenden Maßnahmen getroffen, so wird dadurch mittel- und langfristig in jedem Fall eine Vergrößerung der Schäden und eine Beschleunigung der Verfallsprozesse (z.B. bei der Übersäuerung) riskiert. Im schlimmsten Fall droht die Zerstörung der Bücher und Akten durch massiven Schimmelbefall unter Inkaufnahme gesundheitlicher Risiken und Gefährdungen von Mitarbeiter*innen und Benutzer*innen.
Beachten Sie: Müssen die klimatischen Bedingungen im Magazin ständig nachreguliert werden, so ist dies ein Zeichen dafür, dass die grundlegenden Bedingungen für die Aufbewahrung schriftlichen Kulturguts in baulicher Hinsicht nicht erfüllt werden. Es sollten in diesem Fall Alternativen der Unterbringung geprüft werden. Hier kann eine konsequente Klimaüberwachung- und Auswertung sowie die Berücksichtigung der entsprechenden Normen eine Grundlage für entsprechende Verhandlungen mit Ihrem Träger bieten.
5. Anhang
5.1 Übersicht klimatische Idealwerte für unterschiedliche Materialien
- Quelle: Verwahren, Sichern, Erhalten: Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven", Glauert, Mario, Ruhnau, Sabine (Hrsg.): „Verwahren, Sichern, Erhalten: Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven“, Landesfachstelle für Archive und Öffentliche Bibliotheken, Potsdam, 2005, S.57. Auch als PDF verfügbar.
5.2 Links Arbeits- und Gesundheitsschutz
- TRBA 240 : Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit mikrobiell kontaminiertem Archivgut, 2010
- TRBA 500: Grundlegende Maßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen
- Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (Biostoffverordnung - BioStoffV), 2013
5.3 Literaturhinweise
- DIN ISO 11799 : Information und Dokumentation – Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut, 2017
- DIN 67700 :Bau von Bibliotheken und Archiven - Anforderungen und Empfehlungen für die Planung, 2017
- Temperierung : Ein Leitfaden für die Museumspraxis, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (Hg.), Band 21, München 2020
- Glauert, Mario: Anforderungen an ein Archivmagazin. Eine Checkliste, in: Verwahren, Sichern, Erhalten: Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven, Potsdam, 2005, S. 29-54
- Glauert, Mario: Klimamessung und Klimaregulierung im Archivmagazin, in: Verwahren, Sichern, Erhalten: Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven, Potsdam, 2005, S. 55 - 72
- Kobold, Maria/ Moczarski, Jana: Bestandserhaltung : ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken, 3. Überarb. u. erw. Aufl., Darmstadt, 2020
Warum Schutzverpackungen?
Eine effektive Präventionsmaßnahme zur Bestandserhaltung ist die Lagerung/Umverpackung schriftlichen Kulturguts in entsprechenden Kartons.
Die Verpackungen müssen bestimmte Kriterien erfüllen: zum einen sollten sie aus säurefreiem Karton bestehen und alterungsbeständig sein. Die Alterungsbeständigkeit wird durch das Einbringen einer alkalischen Reserve erreicht. Somit werden unter anderem Exemplare vor einer weiteren/erneuten Kontamination durch nicht bearbeiteten Bestand geschützt, welche bereits im Rahmen einer Massenentsäuerung behandelt worden sind.
Außerdem bietet eine geeignete Verpackung auch Schutz vor mechanischen Schäden und erleichtert die bestandsschonende Benutzung. Zudem bieten Kartons auch einen gewissen Schutz vor Wasserschäden und Brandschäden.
Die Verpackungen sollten aus Vollmaterial bestehen und folgenden Normen und Vorschriften genügen: DIN ISO 9706, ISO 18902 DIN ISO 16245.
Was bedeutet „Massenentsäuerung“?
Bei der Massenentsäuerung handelt es sich um eine Maßnahme im Rahmen der „präventiven Bestandserhaltung“. Dieses Verfahren wird vor allem für Bücher, aber auch für Einzelblätter angewendet, die aus schlechtem, das heißt säurehaltigem, Papier aus der Zeit von 1850 bis 1970 produziert wurden. Durch die an anderer Stelle schon erwähnte „Übersäuerung“ des Papiers kann es zu einer erheblichen Einschränkung der Nutzbarkeit der betroffenen Werke kommen. Die Massenentsäuerung zielt auf eine Neutralisierung des Papiers ab. Im Zuge des Verfahrens wird auch eine alkalische Reserve in das Papier eingebracht. Hierbei kann allerdings (nur) der Ist-Zustand der Werke erhalten werden, es findet nicht automatisch eine Festigung des Papiers statt. Entscheidend für den Erfolg der Massenentsäuerung ist, dass diese möglichst frühzeitig stattfinden sollte und nicht erst, wenn der Papierzerfall schon (zu) stark fortgeschritten ist. Es gibt drei verschiedene Verfahren innerhalb der Massenentsäuerung, das wässrige Verfahren, das nicht-wässrige Verfahren und das Feinstaub-Verfahren.
Beim nicht-wässrigen Verfahren wird den Büchern zunächst in einer Vakuumkammer die Feuchtigkeit entzogen, damit sie danach die Flüssigkeit besser aufnehmen können. Nach der Verdunstung des Lösungsmittels bleibt eine alkalische Reserve in Form von Calcium- oder Magnesiumcarbonat als Puffersubstanz im Papier zurück. Die Bücher müssen danach bei Raumtemperatur rekonditioniert werden.
Das wässrige Verfahren kommt hauptsächlich bei Einzelblättern zur Verwendung. Die Blätter werden in einer wässrigen Lösung der oben erwähnten Puffersubstanz und Methylcellulose zur Festigung getränkt und danach getrocknet.
Beim Feinstaub-Verfahren werden feine Partikel der Neutralisierungs- und Puffersubstanzen zwischen die einzelnen Seiten der Bücher geblasen, nachdem diese durch Vakuumierung getrocknet wurden. Allerdings dringt die alkalische Reserve bei diesem Verfahren nicht tief genug in das Papier ein.
Mehr zu diesem Thema:
https://afz.lvr.de/de/archivberatung/bestandserhaltung_1/entsaeuerung/entsaeuerung.html
Kobold, Maria, Moczarski Jana: Bestandserhaltung: ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken
Feldmann, Reinhard: Historische Büchersammlungen: Kulturgut und Quelle für die Forschung. In: ProLibris 3/18, S.107f