Erspäht und ersteigert: Zwanzig Jahre Rheinische Landesbibliothek - zwanzig Jahre Handschriftenerwerbung

Ausstellung vom 23. November bis 20. Dezember 2007

Anlässlich ihres zwanzigjährigen Bestehens zeigte die Rheinische Landesbibliothek herausragende Stücke aus ihrer Handschriften- und Autographensammlung.

Um das kulturelle Erbe der Region für die Zukunft zu bewahren, sammelt die Rheinische Landesbibliothek nicht nur aktuelle landeskundliche Literatur, sondern auch ältere. Dies gilt in erster Linie für gedruckte Erzeugnisse, schließt aber auch handschriftliche Dokumente ein. Heute umfasst die Handschriften-Sammlung ca. 700 Objekte: Autographen, neuzeitliche Handschriften, Musikhandschriften und Urkunden. Gesammelt werden Dokumente, die von Personen stammen, die einmal ihren Lebensmittelpunkt in der Region hatten oder von Ereignissen handeln, die sich in der Region zugetragen haben.

In dieser virtuellen Ausstellung finden Sie Ausstellungstexte und Abbildungen einiger ausgesuchter Exponate.

"Besselicher Stundenbuch"

Mit dem Einzug der Franziskanerinnen 1440 begann für das inzwischen recht verfallene Kloster Besselich – oberhalb des Rheins bei Urbar gelegen - eine Zeit des mühevollen Auf- und Ausbaus, die unter der Mater Margarete Neelges zu einer Blüte des Klosters führte.

Hiervon zeugt auch das Brevier der Mutter Oberin, das von verschiedenen Klosterfrauen in vierjähriger Arbeit hergestellt wurde.
Ein Stundenbuch ist – im Gegensatz zum Brevier – ein privates Andachtsbuch.

"Besselicher Stundenbuch"
Brevier der Mater Margarete Neelges, Oberin des Klosters Besselich.
Wichtiges literarisches Denkmal, wegen der genauen Datierung, der exakt belegbaren Provenienz, dem Inhalt und der rheinischen Mundart.
RLB-Signatur: H 92/12


Deutsche Handschrift mit lateinischen Einsprengseln auf Papier und Pergament. Datiert Besselich 20.4.1488. Mit ganzseitiger ornamentaler bzw. kalligraphischer Miniatur in Gold und Farben, ca. 40 Schnörkeln und Ranken mit Blumen, Früchten, Tierfiguren und Grotesken, 22 größeren und 60 kleineren Initialen in Gold und Farben mit reichem Binnenschmuck; Satzanfänge mit kleinen Initialen in Blau und Minium, etw. rubriziert. Blattgröße: ca. 20,5 x 13,5 cm. Schriftspiegel: ca. 15 x 9,5 cm, 28 Zeilen. 3 weiße Vorsatzblätter, 322 vom Rubrikator nummerierte Blätter, Blatt 323-330 in Bleistift nummeriert, 1 weißes Vorsatzblatt. Blindgeprägtes Kalbsleder der Renaissance auf Holzdeckeln mit Streicheisenlinien, Rollstempel und floralen Punzen. Gelenk und Rücken restauriert, ebenso 1 Schließe; einige geflochtene Blattweiser.
Geschrieben in schwarzer und roter Tinte in einer ansprechend geformten Textura niederländischer Stilistik, von verschiedenen Klosterfrauen in recht einheitlichem Duktus.

"Besselicher Stundenbuch"; Brevier der mater Margarete Neelges, Oberin des Klosters Besselich. Wichtiges literarisches Denkmal wegen der genauen Datierung, der exakt belegbaren Provenienz, dem Inhalt und der rheinischen Mundart. LBZ-Signatur: H 92/12

Inhalt:

  1. f 1: Verzeichnis der Psalmen Davids
  2. f. 2-10r: Kalendarium mit zahlreichen Heiligennamen, auch regionaler Bedeutung
  3. f. 10v-12r: Verzeichnis kirchlicher Festtage mit ihren Sonntagsbuchstaben
  4. f. 12r-17: Ablasstabelle, darin auf f.14v eine Beschreibung der Kirche des Klosters Besselich und ihrer Altäre sowie deren Patrone
  5. f.18: Pergamentblatt mit ganzseitiger kalligraphischer Miniatur in den vorherrschenden Farben Rot, Blau und Gold mit umlaufender floraler Randverzierung und der umlaufenden Besitzangabe und Datierung:
    „Hunc librum disposuit soror margaretha neelges mater in besselich pro suo usu et desiderat ut omnes succedentes ei in officios eiusdem usum habenant. Completus Anno lxxxviij°. Xx Aprilis”.      
  6. f. 19-100: Psalterium: “Hie begint der pselter des propheten davids ... Die sondages nocturn“
  7. f. 101 : Litanei : « Dit is die lettanie in dutzsch »
  8. f. 103v-322: Stundengebete: „Die mette der vigilien Invitatorum“
  9. Ergänzung aus etwas späterer Zeit

Daniel Agricola (1490-1540)

Handschrift auf Papier
„Wegfart mit sicherm gleid durch luttersche abweg ein yden Christen Clar an tag gleit durch xl tagreiss auff den berg wares glaubes 1529 f[ecit] daniel agricola barfüser“. Deutsche Handschrift auf Papier, rubriziert; datiert (Kreuznach) 1529. 4 Blatt, 111 (reccte 113) alt fol. Bl. Halbleder um 1830.

Daniel Agricola (eigentl. Meyer) Barfüßer, war Schriftsteller, Lektor und Prediger. Er lebte lange in Basel und später in Kreuznach.
In den Jahren um 1520 verfasste er zahlreiche Erbauungsschriften in lateinischer wie deutscher Sprache, die meist in Basel gedruckt wurden.
Am bekanntesten sind seine "Vita Sancti Beati", Basel 1511, und die "Passio Domini nostri Jesu Christi". Basel 1513.

Agricola, Daniel: 
 „Wegfart mit sicherm gleid durch luttersche abweg ein yden Christen Clar an tag gleit durch xl tagreiss auff den berg wares glaubes 1529 f[ecit] daniel agricola barfüser“. Deutsche Handschrift auf Papier, rubriziert; datiert (Kreuznach) 1529. 4 Blatt, 111 (reccte 113) alt fol. Bl. Halbleder um 1830 mit Rückenvergoldung.
Vorgebunden: Tuberinus, J.: Ad caesarem regiamque ... contra falsa Luteris positiones. Ohne Ort und Drucker 1524. Klein 4°; mit Indianer-Titel-Holzschnittbordüre (dat. 1519); 37 Bl.
RLB-Signatur: H 95/30

In schwarzer Tinte mit humanistischer Bastardkursive geschriebene Handschrift; Rubriken, Foliierung, Kapitelüberschriften, Hauptmarginalien und Kennzeichnung der Satzanfänge in roter Tinte.

Jöcher-Adelung schreiben über Agricola: "ein Deutscher Franziscaner, von welchem weiter nichts bekannt ist, als daß er in der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts lebte, und sich durch sein barbarisches Latein, seine barbarischen lateinischen Verse, und durch seinen schlechten Geschmack bekannt machte."
Vorliegende Schrift hat von Anlage und Duktus her den Charakter eines Werkmanuskriptes, auch ist eine Abschrift nicht auszuschließen.
Die Handschrift beginnt mit einem fünfseitigen Inhaltsverzeichnis "Diese tafel zaigt an in gemein dy materi dises buch". Eine Widmungsvorrede an Katharina, Herzogin vn Bayern und Pfalzgräfin, sowie Nonne zu Boppard, schließt sich an. Die Schrift richtet sich an die geistlichen Jungfrauen und handelt von der Standhaftigkeit bzw. Treulosigkeit (zum alten Glauben). Der Hauptteil ist in 40 Kapitel ("Tagreisen") eingeteilt, in welchen reformatorische Thesen angegriffen werden.
Nie als Druck veröffentlicht; inwieweit ein Zusammenhang besteht mit Agricolas "Obeliscus", der um 1528 in Kreuznach verfasst wurde und sich kontrovers mit lutherischen Thesen beschäftigt, müsste noch geklärt werden.

Louise Landfermann

Landfermann, Louise: Der Rhein in der Villa vom 2ten bis 5ten Februar 62 von 15 Hausgenossen stückweise verfaßt und von der Mama zusammengeschmolzen. Deutsche Handschrift auf Papier. Koblenz, 1862 (?). LBZ-Signatur: H 2005/2.

Louise Landfermann, geb. Winter, war die Gattin des Koblenzer Regierungs- und Schulrates Dietrich Wilhelm Landfermann. Zu den Kindern, die an der Entstehung des Berichtes beteiligt waren, zählte auch die damals dreizehnjährige Florentine (Flöry), die 1873 den Verleger Fritz Baedeker heiratete.
Die Zeichnungen zeigen die Familienmitglieder während des Hochwassers im Boot und auf improvisierten Wasserfahrzeugen. Eine zeitgenössische Fotografie zeigt die Koblenzer Villa.

Landfermann, Louise: Der Rhein in der Villa vom 2ten bis 5ten Februar 62. Von 15 Hausgenossen stückweise verfaßt und von der Mama zusammengeschmolzen. Deutsche Handschrift auf Papier. Koblenz 1862 (?).
RLB-Signatur: H 2005/2

Reizender, in Reimform abgefasster Bericht über ein Rheinhochwasser im Jahr 1862, bei dem die Landfermannsche Villa überschwemmt wurde. 1870 auch als Privatdruck in kleinster Auflage erschienen.

Karl Baedeker (1801-1859)

Baedeker, Karl: Eigenhändiger Brief an Dietrich Wilhelm Landfermann. Koblenz, den 12. August 1849; LBZ-Signatur: H 87/1

Karl Baedeker war Verleger und Autor von Reiseführern. 1827 eröffnete er in Koblenz eine Verlagsbuchhandlung.
Baedeker revolutionierte die Reiseliteratur, um die Benutzer unabhängig von Fremdenführern zu machen. Seine handlichen, in charakteristischem roten Einband gebundenen Führer zu Zielen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und anderen europäischen Ländern festigten den Ruf der Baedeker-Reiseführer als faktenreiche, niveauvolle Reisebegleiter.

Karl Baedeker: Eigenhändiger Brief an Dietrich Wilhelm Landfermann
Koblenz, den 12. August 1849
RLB-Signatur: H 87/1

In dem Brief an seinen Freund, den Regierungsschulrat und Abgeordneten der 2. Kammer in Berlin berichtet Baedeker u.a. von der Geburt von dessen Tochter Florentine (gen. Flöry) sowie über die Ergebnisse der Neuwahl zur preußischen Zweiten Kammer; erwähnt wird auch die Verhaftung Kinkels und Zwischenfälle mit dem in der Region stationierten Militär.

Karl Baedeker: Eigenhändiger Brief an den K. u. K. Kreis Commissar F. Wieser in Bregenz
Koblenz, den 27.10.1847
RLB-Signatur: H 2006/9

Antwort auf Wiesers Anfragen in Sachen Autographen. Baedeker bietet Autographen von Freiligrath, Hoffmann v. Fallersleben, Ernst Moritz Arndt u. a. an und äußert Wünsche für entsprechende Gegengaben.

Baedekers Autographensammlung, die er von seinem Vater übernommen und selbst weitergeführt hatte, wurde in einem in zwei Auflagen erschienenen "Verzeichnis der Autographen-Sammlung" von K. Baedeker, Buchhändler in Coblenz, veröffentlicht.
Baedeker bittet auch um Anmerkungen und Korrekturen zu seinem 1847 in 3. Aufl. erschienenen „Handbuch für Reisende durch Deutschland und den österreichischen Kaiserstaat“.

The Shakespeare-Birthday-Book. London 1876.
Mit – auf den dafür vorgesehenen Tagesfeldern – zahlreichen Eintragungen von Geburts- und Sterbedaten der Familien Baedeker, Hacke u. a. aus den Jahren 1883 bis ca. 1960.
RLB-Signatur: H 2001/5

Album Amicorum

Flöry Landfermann: Stammbuch der Flöry Landfermann aus Koblenz. 1849 geborene Tochter des preußischen Provinzialschulrates Dietrich Wilhelm Landfermann, spätere Schwiegertochter von Karl Baedeker. 45 Eintragungen aus den Jahren 1858-1865 von ihren "Freundinnen"; mit 10 Aquarellen, 16 aquarellierten Blumenvignetten und verschiedenen Zeichnungen. LBZ-Signatur: H 2006/3

Das Stammbuch (auch Album Amicorum), eine frühe Form des Poesiealbums, entstand während der Reformation, als es Mode wurde, Autographen berühmter Reformatoren zu sammeln. Noch im18.  Jahrhundert waren Stammbücher eher eine Mode unter Protestanten als unter Katholiken.
In einem Stammbuch versicherten sich zwei oder mehrere Personen ihrer Freundschaft, indem sie sich gegenseitig ein Blatt in einem Album ausfüllten. Dies geschah meist zu besonderen Anlässen, etwa bei Festen oder beim Weggang vom Studienort. Die Eintragung bestand zumindest aus einem handschriftlichen Gruß, meistens mit einem Gedicht oder einem anderen literarischen Text.

Flöry Landfermann:
Stammbuch der Flöry Landfermann aus Koblenz
1849 geborene Tochter des preußischen Provinzialschulrates Dietrich Wilhelm Landfermann, spätere Schwiegertochter von Karl Baedeker.
45 Eintragungen aus den Jahren 1858 – 1865 von ihren „Freundinnen“; mit 10 Aquarellen, 16 aquarellierten Blumenvignetten und verschiedenen Zeichnungen.
RLB-Signatur: H 2006/3


Joseph Andreas Anschütz:
Stammbuch des Studenten der Jurisprudenz Joseph Andreas Anschü(t)z (1772 – 1856)
RLB-Signatur: H 2006/2

81 bis auf wenige Ausnahmen deutschsprachige Eintragungen aus den Jahren 1789 – 1796 von Kommilitonen und Freunden aus Mainz, Koblenz und Augsburg – vom Beginn der Mainzer Studienzeit bis zum Abschluss seiner Ausbildung; besonders interessant wegen der reichhaltigen biographischen Informationen (die einzelnen Eintragungen sind mit knappen persönlichen Angaben ergänzt und durch ein zehnseitiges Personenregister erschlossen).
Anschütz, der lieber Musik als Jura studiert hätte, kehrte 1797 nach Koblenz zurück und war dort Staatsprokurator (Staatsanwalt); später auch städt. Musikdirektor und Gründer des heute noch bestehenden Musik-Instituts (1808).
Nach Paul Schuh, Joseph Andreas Anschuez, 1958, befand sich das Buch im Besitz von Frau Geheimrat Caspari in Mannheim, einer Urenkelin von Anschuez.

Bertha Trier:
Freundschaftsalbum der Bertha Trier aus Koblenz aus den Jahren 1860-1867
RLB-Signatur: H 2000/9

Einträge vor allem aus Koblenz, einige aus Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Kreuznach und Metz; mit 5 farbigen Bildchen und 5 Bleistiftskizzen und einem farbigen Souvenirblatt.

Rheinische Stammbuchkassette "Zur Freundschaft gewidmet"
RLB-Signatur: H 98/3

Mit 13 Einträgen für H. J. Bettenhauser, aus Köln, Boppard, Aachen, Ehrenbreitstein aus den Jahren 1812 – 1867.

Reisetagebücher

R. Archer Julian: Notes during a Continental tour. Koblenz, 1855. Englische Kurrentschrift in brauner Tinte auf Papier. LBZ-Signatur: H 97/19

Das Tagebuchschreiben im heutigen Sinn setzte in Europa erst mit der Renaissance ein, als sich der Mensch erstmals seiner Individualität bewusst wurde. Damals wurde er auch Zeuge neuer Entwicklungen und Erfahrungen, deren Eindrücke er in Beobachtungs- oder Reisejournalen verarbeitete.
Diese Tagebücher ähnelten aber noch einer Chronik, in der die Beobachtung an erster Stelle steht, nicht die Reflexion.
Ab dem 18. Jahrhundert wurden Tagebücher subjektiver. Die Aufklärung stärkte die Tendenz des Tagebuches zum persönlichen Rechenschaftsbericht; während im Pietismus vornehmlich auch religiöse Tagebücher entstanden.

Karl Heinrich Zentner: Reisetagebuch.
Deutsche Handschrift auf Papier. Koblenz 1846 – ca. 1855.
RLB-Signatur: H 90/6

Karl Heinrich Zentner, am 28.11.1830 in Koblenz geboren, am 12.11.1896 in Colmar gestorben, war später Senatspräsident in Colmar.
Die zahlreichen Reiseberichte von der Hand des jungen Zentner beschreiben meist kürzere Reisen und Ausflüge von Koblenz nach Andernach, Remagen, der Burg Eltz, Bad Soden, Köln, Niederwald; eine Reise als Student nach Schwaben sowie zwei größere Reisen: zur Weltausstellung 1851 nach London und eine nach Ostdeutschland (Magdeburg, Leipzig, Potsdam, Berlin u.a.)

R. Archer Julian: Notes during a continental tour. Koblenz 1855. Englische Kurrentschrift in brauner Tinte auf Papier.
RLB-Signatur: H 97/19

Tagebuch des Reverend Julian, Kaplan in Koblenz, während einer Rheinreise von September bis Dezember 1855; mit zahlreichen Ansichten von und aus Mainz, Homburg, Frankfurt, Koblenz, Neuwied sowie Landschaftsdarstellungen des Rhein- und Ahrtals.
Mit Stahlstichen, Aquatintaradierungen, Lithographien sowie kleineren Zeichnungen des Verfassers.

Rudolf Carl Engelbert Ludwig Ulrich (1819-1905), Geh. Regierungsrat: Tage- und Ausgabenbuch. Deutsche Handschrift auf Papier. Zell an der Mosel 1852-1857.
RLB-Signatur: H 99/5

Akribisch geführtes, durch tabellarische Gliederung und saubere Schrift sehr gut lesbares Tagebuch Ulrichs, der von 1851-1860 Landrat in Zell an der Mosel war. Der Text gibt ein genaues Bild von seinen dienstlichen Reisen in die Ortschaften der Umgebung und nach Koblenz, seine privaten Besuche, Wanderungen und Ausritte und seine private Lebensführung (sorgfältige Auflistung all seiner Geldausgaben.

Befestigungsplan

Mémoire über die Befestigung von Coblenz. Deutsche Handschrift auf Papier; Verfasser nicht ermittelt. Ohne Ort und Datum (vor 1819)
RLB-Signatur: H 92/102


„Die Befestigung von Coblenz wird durch vier ... forts erhalten, wovon das eine A auf dem Petersberge, das zweite B auf dem Hunnenkopfe, das dritte C auf den Pfaffendorfer Höhen angelegt ist; das vierte D wird durch das Schloß Ehrenbreitstein gebildet.
... forts haben ungefähr folgende Entfernungen: vom Petersberg auf den Hunnenkopf 700 Ruthen = 3500 Schritte. Vom Hunnenkopf auf die Pfaffendorfer Höhen 700 Ruthen oder 3500 Schritte, von den Pfaffendorfer Höhen auf das Schloß Ehrenbreitstein 300 Ruth. oder 1500 Schritte, vom Ehrenbreitstein auf den Petersberg 460 Ruth, oder 2000 Schritte. So daß durch dieselbe beyläufig ein Umkreiß von 10,800 Schritte eingeschlossen wird..."   

Plan der beschriebenen Anlagen. Farbige Tuschezeichnung auf Pergament.

Gedichte

Geibel, Emanuel: Eigenhändiges vollständiges Gedichtmanuskript als Albumblatt mit Unterschrift, datiert St. Goar 7.9.1843. LBZ-Signatur: H 97/24

Geibel, Emanuel: Eigenhändiges Gedichtmanuskript mit Unterschrift, ohne Ort und Jahr
[St. Goar, September 1843]
RLB-Signatur: H 2002/1

"Ich fuhr von Sankt Goar Den grünen Rhein zu Berge ..."
Veröffentlicht in: Gesammelte Werke. Bd 3, 1883, S. 76ff.


Geibel, Emanuel: Eigenhändiges vollständiges Gedichtmanuskript als Albumblatt mit Unterschrift, datiert St. Goar 7.9.1843
RLB-Signatur: H 97/24

"Wer einmal nur vom Felsen her
 Das Lied der Loreley vernahm ..."

Schücking, Levin: Eigenhändiges Albumblatt mit Unterschrift, datiert St. Goar 16.8.1843
RLB-Signatur: H 97/26

"Die Welt glaubt man zu bilden leicht
Und hat am Ende genug erreicht,
Wenn man vom Kampfe mit der Welt
Gebildet sich selbst zurückerhält."

Zur freundlichen Erinnerung an Levin Schücking.
St. Goar den 16ten August 1843

Auf demselben und einem weiteren Blatt getönten Papiers ein Gedichtmanuskript von Pauline Schücking, datiert St. Goar 2.2.1845 sowie ein Gedicht von Louise Gall, datiert ebenfalls St. Goar 16. August 1843. "In der Kirche"

Joseph von Görres

Joseph von Goerres: Eigenhändiger Brief, Koblenz, den 5. Dezember 1814. LBZ-Signatur: H 88/8

Joseph Görres war zunächst ein großer Anhänger der Französischen Revolution und begeistert von der demokratischen Bewegung. In der kurzen Phase des Generalgouvernements Mittelrhein war er Leiter des Unterrichtswesens.
Am 23. Januar 1814 gründete er in Koblenz die Zeitung "Rheinischer Merkur". In seiner Publizistik warb er für die Einheit, Selbstbestimmung und Demokratisierung Deutschlands. Görres war einer der einflussreichsten politischen Publizisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Von 1827 bis zu seinem Tod wirkte er als Professor in München.

Joseph von Görres: Eigenhändiger Brief. Koblenz, den 5. Dez. 1814
RLB-Signatur: H 88/8

An den Pädagogen Friedrich Kohlrausch (1780-1867) in Düsseldorf, den späteren hannoverschen Generalschuldirektor, der ihm Beiträge über Hannover und Göttingen für den „Rheinischen Merkur“ lieferte.
"Ich danke Ihnen für den .. Aufsatz über Hannover, der die dortigen Dinge wie in einem hellen Crystallspiegel zeigt ... In Ihrer Art ganz Teutschland durchgearbeitet, würde eine intereßante Statistik geben, wichtiger als jene, die in Ziffern sich umtreibt."

Joseph von Görres: Eigenhändiger Brief an einen Justizbeamten. Koblenz, den 28. Juli 1814.
RLB-Signatur: H 2000/3

Wegen einer Klage des Polizeidirektors Wurm, der sich von Görres´ Antwort auf eine polizeiliche Maßnahme gegen seinen „Rheinischen Merkur“ persönlich verunglimpft fühlte.
"Was den Grund des ganzen Prozeßes selbst betrifft, so hatte ich Herrn Wurm angeklagt, er habe Absichten auf die Unterdrückung des Merkurs ..."

Ausgabe des "Rheinischen Merkur",  Nr. 161 vom 10. Dezember 1814

Ausgabe des "Rheinischen Merkur",  Nr. 198 vom 23. Februar 1815

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein (1757-1831)

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein: Begleitschreiben an den badischen Staatsmann Wilhelm Freiherrn von Berstett (1769-1837) zu seinen Gedanken über die "Herren-Kammer". LBZ-Signatur: H 95/22

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein war ein preußischer Staatsmann und Reformer.
Er ist vor allem durch die Verwaltungs-, Wirtschafts- und Bildungsreformen bekannt geworden, die er und Hardenberg in Preußen umsetzten.
Stein wurde am 25. Oktober 1757 in Nassau an der Lahn als neuntes Kind von Karl Philipp Reichsfreiherr vom und zum Stein und seiner Gemahlin Henriette Karoline Langwerth von Simmern geboren. Er wuchs im Steinschen Schloss in Nassau auf.

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein: Begleitschreiben an den badischen Staatsmann Wilhelm Freiherrn von Berstett (1769-1837) zu seinen Gedanken über die "Herren-Kammer".
RLB-Signatur: H 95/22

In diesem politischen Essay legt Stein die Vorteile dar, die sich für das Land aus der Einrichtung eines Oberhauses ergeben würden.
Die in der von Hubatsch neu hrsg. Werkausgabe der Briefe und amtlichen Schriften Steins in Bd. 5, S. 463-467 abgedruckte Fassung weicht in einigen Formulierungen von der hier vorliegenden handschriftlichen Fassung ab.

Korrespondenz Steins mit dem Oberbibliothekar Welcker in Bonn (RLB-Signatur: H 88/3), dem Frankfurter Buchhändlern Broenner (RLB-Signatur: H 2000/11) und Jügel (RLB-Signatur: H 94/52), dem Maler Peter Cornelius (RLB-Signatur: H 89/8) sowie seinem Oberhofmeister Gosebruch (RLB-Signatur: H 95/21).

Ferdinand Freiligrath (1810-1876)

Ferdinand Freiligrath zog 1839 nach Unkel am Rhein. Den Königsstuhl zu Rhens, die Ebernburg, den Mäuseturm bei Bingen - diese und viele andere Örtlichkeiten der Region hat der Dichter beschrieben.
Seine Zeitgedichte, in denen er für nationale Einheit und eine demokratische Ordnung eintrat, wurden zwischen 1842 und 1844 in St. Goar und Assmannshausen geschrieben. Wegen seiner radikalpolitischen Ziele musste er 1845 nach Brüssel fliehen. Es folgten Jahre des Exils in der Schweiz und in England. Erst 1868 kehrte er endgültig nach Deutschland zurück und fand sein letztes Domizil in Cannstatt.

Ferdinand Freiligrath: Sammlung von 72 eigenhändigen Briefen aus St. Goar, Ostende, Brüssel, Meyenberg, Zürich, Hottingen, London, Düsseldorf, Köln, Stuttgart und Cannstatt.
RLB-Signatur: H 92/21 ff

Sämtliche Briefe sind an den Landrat Heuberger in St. Goar gerichtet, einen treuen Freund Freiligraths. Sie umfassen die Jahre seines Aufenthaltes in St. Goar, ferner die Zeit des Exils in Brüssel, der Schweiz und England, sowie die zeit der Rückkehr nach Deutschland und seines letzten Domizils in Cannstatt.
Die Briefe bieten zahlreiche Mitteilungen über Freiligraths eigene literarische Arbeiten, die Probleme mit der Pressezensur; Äußerungen über Schriftstellerkollegen u. a. Persönlichkeiten (Kerner, Geibel, Droste-Hülshoff, Mendelssohn-Bartholdy, Varnhagen von Ense); die politischen Zeitströmungen besonders der vierziger Jahre sowie Schilderungen von Land und Leuten.

Franz Gerhard Wegeler (1765-1848)

Prof. Dr. Franz Gerhard Wegeler war Mediziner und ein Freund Ludwig van Beethovens. Nach dem Studium der Medizin an den Universitäten Bonn und Wien war er ab 1789 in Bonn tätig, zunächst als Professor, dann als Lehrer und praktischer Arzt.1807 verließ er Bonn, trat später in Koblenz in preußischen Dienst. Als Vorsitzender des rheinischen Medizinalkollegiums machte er sich besonders um die Medizinalpolizei und  die Hebammenausbildung verdient. Dafür zeichnete ihn der preußische König mit dem Roten Adlerorden II. Klasse aus.

Sammlung von über 100 an Wegeler gerichteten Briefen sowie einige Albumblätter.
RLB-Signatur: H 2006/5

Inhaltlich vielfach interessante Briefe bedeutender Mediziner wie Friedrich August von Ammon, Johann Ludwig Formey, Karl Friedrich von Graefe, Johann Ferdinand Koreff, Emil Osann, Johann Nepomuk Rust, Johann Lucas Schönlein; sowie dem Apotheker Friedrich Brandes, dem kurkölnischen Staatsmann Franz Wilhelm Frhr. Spiegel, dem Chemiker Ferdinand Wurzer.

Jacques Offenbach (1819-1880)

Jacques Offenbach: Eigenhändiger Brief an seinen deutschen Verleger. Wien, den 24. Juli 1862. LBZ-Signatur: H 91/8

Jacques Offenbach ist einer der größten Bühnenkomponisten des 19. Jahrhunderts. Er gilt als der "Erfinder" der Operette.
Viele seiner etwa 200 Bühnenwerke, so etwa "Orphée aux Enfers", "La Belle Hélène", "La Vie parisienne", "La Grande-Duchesse de Gérolstein", "Les Contes d'Hoffmann" wurden weltberühmt und werden heute noch auf der ganzen Welt gespielt.
Offenbach war in den Jahren von 1858 bis 1868 mehrfach zur Kur in Bad Ems. Acht seiner Stücke kamen dort im Marmorsaal zur Uraufführung.

Jacques Offenbach: Eigenhändiger Brief an seinen deutschen Verleger. Wien, den 24.Juli 1862
RLB-Signatur: H 91/8

Les Bavards wurde 1862 in Bad Ems als Bavard et Bavarde angekündigt und durch die Truppe der Bouffes-Parisiens aufgeführt. Es ist sehr wahrscheinlich ... , dass noch nicht die definitive und überlieferte Version gespielt wurde, die zur Premiere am Théatre des Bouffes-Pariens in Paris am 20. Febr.1863 vorlag ...Zur deutschsprachigen Erstaufführung am 20. Nov. 1862 im Treumann-Theater Wien ... wurde eine Version gespielt, die bereits die gesamte Musik der französischen Fassung von 1863 enthält ...    Daraus lässt sich schließen, dass Offenbach Les Bavards vor der Wiener Premiere, also spätestens im Herbst 1862, vollendet haben muss. Das geht auch aus einem ... Brief Offenbachs vom 24. Juli 1862 hervor, in dem er überdies Bote & Bock den bisherigen Exklusivvertrag für Deutschland aufkündigt.
(Josef Heinzelmann in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Bd 4. S. 518f)

August Bungert (1846-1916)

Bungert, August: Sammlung von ca. 120 meist eigenhändigen Notenmanuskripten (Lieder, Kompositionen für Klavier, Opern, Kammermusik, Symphonisches). Ca. 1870-1905. LBZ-Signatur: H 2005/4

Der rheinische Dichterkomponist August Bungert studierte am Kölner Konservatorium und in Paris, wo der Chopin-Schüler Georges Mathias sein Lehrer war und er die Bekanntschaft von Berlioz, Rossini und Auber machte. Seit 1882 lebte er zumeist in Pegli bei Genua, später abwechselnd in Berlin und Leutesdorf. 1889 lernte er Königin Elisabeth von Rumänien kennen.
Ein großer Teil seiner Lieder sind Vertonungen ihrer unter ihrem Künstlernamen Carmen Sylva veröffentlichten Gedichte. Auf ihrem Schloss Monrepos bei Neuwied entstanden viele seiner Werke.

August Bungert: Sammlung von ca. 120 meist eigenhändigen Notenmanuskripten (Lieder, Kompositionen für Klavier, Opern, Kammermusik, Symphonisches). Ca. 1870-1905.
RLB-Signatur: H 2005/4

Bedeutende Sammlung aus dem Nachlass.
In der Ausstellung finden sich auch einige Gedichthandschriften von Carmen Sylva.

Carmen Sylva (Elisabeth von Rumänien):
Verschiedene Gedichthandschriften
RLB-Signatur: H 91/4; H 91/50; H 94/47; H 95/2

Kontakt

LBZ / Rheinische Landesbibliothek
Dr. Barbara Koelges
Telefon: 0261 91500-474
E-Mail: Barbara.Koelges(at)lbz.rlp.de 

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