Historische Drucke
Trotz ihrer unterschiedlichen Geschichte verfügen alle drei wissenschaftlichen Bibliotheken des Landesbibliothekszentrums über historische Bestände. Gedruckte Medien nehmen darunter den größten Teil ein. In der Regel sind die historischen Drucke auf die jeweilige Region bezogen, entweder durch den Inhalt, durch beteiligte Personen oder durch Verlage und Institutionen. Bis heute wird der Altbestand über antiquarische Käufe und Schenkungen ergänzt, insbesondere mit Blick auf die Landeskunde.
Die historischen Drucke sind in der Regel im LBZ-Katalog nachgewiesen. Eine Übersicht über die fachlichen und zeitlichen Schwerpunkte der Drucke der drei LBZ-Bibliotheken finden Sie hier:
Die Rheinische Landesbibliothek wurde erst 1987 gegründet und verfügt daher nicht über einen historisch gewachsenen Buchbestand. Zurzeit sind ca. 36.500 Titel vor 1900 im Bestand, davon 976 Titel aus dem 16. Jahrhundert, 1.812 Titel aus dem 17. Jahrhundert und 4.793 aus dem 18. Jahrhundert. Der Rest stammt aus dem 19. Jahrhundert (Stand: August 2017). Vgl. auch die Übersicht im Handbuch der historischen Buchbestände (Stand: 2008).
Der Altbestand wird systematisch um Drucke und Autographen aus und über den ehemaligen Regierungsbezirk Koblenz ergänzt. Bisher wurden ca. 3.000 Objekte (Drucke und Autographen) vornehmlich aus dem Gebiet der Landesgeschichte bzw. -kunde erworben.
Bibliothek der Stiftung Staatliches Görres-Gymnasium
Seit 2022 bewahrt die Rheinische Landesbibliothek die historische Bibliothek des Staatlichen Görres-Gymnasiums in Koblenz auf, eine Bibliothek mit unschätzbaren geschichtlichen Quellen aus dem Koblenzer Jesuitenkolleg und den Sammlungen zahlreicher Klöster an Mittelrhein und Mosel. Die Bibliothek umfasst mehr als 20.000 Bände. Darunter finden sich neben den 500 Inkunabeln etwa 2.000 Titel aus dem 16. Jahrhundert, dazu etwa 2.300 Titel aus dem 17. Jahrhundert und etwa 5.000 Titel des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich um beeindruckende Sammlung europäischen Geisteslebens.
Die Pfälzische Landesbibliothek konnte bei ihrer Gründung im Jahr 1921 bereits auf eine umfangreiche Bibliothek des Historischen Vereins der Pfalz aufbauen und übernahm in ihrer Anfangsphase weitere geschlossene Sammlungen. Daraus ergab sich naturgemäß eine recht unorganische Zusammensetzung des Bestandes. Lücken wichtiger historischer Nachschlage- und Quellenwerke werden bis heute versucht zu schließen und insbesondere für die Druckgeschichte des pfälzischen Raumes – beispielhaft genannt seien der von 1579 bis 1596 in Neustadt/Haardt tätige reformierte Drucker Matthaeus Harnisch und der von 1781 bis 1792 in Speyer wirkende Musikverleger Heinrich Philipp Boßler – konnten im Laufe der Zeit zahlreiche Rückergänzungen erworben werden.
Das Handbuch der historischen Buchbestände nennt für das Jahr 1993 etwa 55.400 Titel Altbestand (ohne die Musica practica) in der Pfälzischen Landesbibliothek. Davon stammten ca. 960 Titel (1,7% des Altbestandes) aus dem 16. Jahrhundert, auf das 17. Jahrhundert entfielen ca. 1.870 Titel (3,3%) und auf das 18. Jahrhundert ca. 4.700 Titel (8,5%). Der Schwerpunkt liegt eindeutig beim 19. Jahrhundert mit ca. 48.000 Titeln (86,4%). In diesen Zahlen sind die Periodica für das 18. Jahrhundert mit 56 und das 19. Jahrhundert mit ca. 1.800 Titeln enthalten.
Fächerspektrum
Auffallend ist für alle Epochen der hohe Anteil der deutschsprachigen Literatur. Fachlich dominieren im 16. Jahrhundert die theologischen Auseinandersetzungen, gefolgt von historischen Werken mit Schwerpunkt auf der regionalen Geschichte. Hervorzuheben sind zudem die juristischen Drucke, von denen etwa 40 aus dem Umkreis des Reichskammergerichts in Speyer stammen. Auch im 17. und 18. Jahrhundert dominieren die regionalgeschichtlichen und juristischen Bücher, während die theologischen Schriften stark zurückgehen. Dazu kommen die Naturwissenschaften und die Philologien. An Schwerpunkten sind hier der Dreißigjährige Krieg aus pfälzischem Blickwinkel (der „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz), die Werke des Naturwissenschaftlers und Ökonomen Johann Joachim Becher (1635-1682) und das Schaffen der Sophie von La Roche (1731-1807), die die Jahre 1780 bis 1786 in Speyer verbrachte, zu nennen. Nahezu die Hälfte des Bestandes aus dem 19. Jahrhundert gehört den Bereichen Sprache und Literatur (ca. 11.500 Titel) und Geschichte (ca. 9.200 Titel) an; daneben sind naturwissenschaftliche, medizinische und juristische Themen hervorzuheben.
Daneben verfügt die Pfälzische Landesbibliothek über eine historisch gewachsene Musiksammlung, in der zahlreiche Notendrucke des 18. und 19. Jahrhunderts, Musikhandschriften, Nachlässe und musikalische Sondersammlungen aufbewahrt werden.
Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom
Die Pfälzische Landesbibliothek betreut bereits seit einigen Jahren fachlich die Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom, die nun sukzessive in den Bestand des Landesbibliothekszentrums überführt wird. Die historische Gymnasialbibliothek (ca. 12 000 Titel in ca. 45 000 Bänden) überliefert diejenigen Buchbestände, die nach der völligen Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts wieder vor Ort zusammengetragen worden sind. Nach den Fall Napoleons und dem Übergang der linksrheinischen Pfalz an Bayern 1816 vereinigte die neue Regierung mit der Gymnasialbibliothek zwei weitere wichtige Sammlungen: Dabei handelte es sich um die Bibliothek des Domkapitels Speyer, die in den Jahren um 1800 erhebliche Verluste erlitten hatte, sowie die Stadt- und Ratsbibliothek mit einem großen Anteil an juristischer Literatur.
Die Bibliotheca Bipontina geht auf die Bibliothek des Pfalzgrafen Karl I. von Pfalz-Birkenfeld (1560-1600) zurück, die, seinem Testament entsprechend, von allen seinen Nachfahren aus der wittelsbachischen Nebenlinie bis zur französischen Revolution erweitert und gepflegt wurde. Die Büchersammlung war bereits im 16. Jahrhundert öffentlich zugänglich und vorwiegend als Arbeitsbibliothek konzipiert. Sie spiegelt die streng lutherische Sozialisation Karls an den Brennpunkten der Entstehung des großen lutherischen Einigungswerkes, des Konkordienbuches (1580), wider und ist Zeugnis der konfessionellen Verteidigungsstrategien des lutherischen Teils der Vorderen Grafschaft Sponheim. Der geschlossene Bestand verlebendigt mit der Vielfalt seiner thematischen Orientierung das Alltagsleben einer Hofhaltung des 16. Jahrhunderts. Er dokumentiert darüber hinaus die kulturellen und dynastischen Verbindungen der Zweibrücker Herzogsfamilie mit den bedeutendsten Fürstenhäusern Europas. Der Gründungsbestand der Bibliotheca Bipontina wurde 2015 in das „Länderverzeichnis national wertvollen Kulturgutes“ aufgenommen.
Zu den Besonderheiten der alten Bibliothek gehören neben herausragenden juristischen, theologischen, geographischen und anderen Werken aus der Frühzeit des Buchdrucks, Inkunabeln und Handschriften, auch Bücher, die in der kulturgeschichtlichen Blütezeit des Herzogtums, im 18. Jahrhundert, entstanden sind. Die Bibliotheca Bipontina besitzt zum Beispiel die nahezu vollständige Sammlung der berühmten Klassikerausgabe „Editiones Bipontinae" wie auch die zur gleichen Zeit herausgegebenen Zeitschriften: "Gazette de Deux Ponts", die "Gazette universelle de littérature" und das "Journal de littérature et choix de musique".
Die Handschriften der Bibliotheca Bipotina sind im Katalog von Lars G. Svensson (pdf-Datei, 10.9 MB) (Institut für Pfälzische Volkskunde und Geschichte, 2002), nachgewiesen.
Der historische Bestand der Bibliotheca Bipontina wird derzeit einer Reinigung unterzogen und ist in der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer aufgestellt. Eine Benutzung ist nach vorheriger Anmeldung und Prüfung möglich.
Sammlungen von Vereinen
Neben dem eigenen Bestand können auch die Sammlungen folgender Vereine eingesehen und ausgeliehen werden:
- Historischer Verein Zweibrücken (Orts- und Landesgeschichte)
- Naturwissenschaftlicher Verein, Zweibrücken (Astronomie)
- Pollichia, Zweibrücken (Naturkunde)
- Verein deutscher Rosenfreunde (Rosen- und Gartenliteratur)
Kontakt
LBZ / Rheinische Landesbibliothek:
Dr. Barbara Koelges
Telefon: 0261 91500-474
E-Mail: Barbara.Koelges(at)lbz.rlp.de
LBZ / Pfälzische Landesbibliothek:
Dr. Armin Schlechter
Telefon: 06232 9006-242
E-Mail: Armin.Schlechter(at)lbz.rlp.de
LBZ / Pfälzische Landesbibliothek:
Musiksammlung:
Dr. Daniel Fromme
Telefon: 06232 9006-247
E-Mail: Daniel.Fromme(at)lbz.rlp.de
LBZ / Bibliotheca Bipontina:
Dr. Armin Schlechter
Telefon: 06232 9006-242
E-Mail: Armin.Schlechter(at)lbz.rlp.de