Mythos Baedeker: Karl Baedeker und sein Verlagshaus in Koblenz

Ausstellung im Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek vom 9. Oktober bis 30. November 2009

Karl Baedeker

Zum 150. Todestag von Karl Baedeker zeigte das Landesbibliothekszentrum eine Ausstellung über das Leben des Verlagsgründers und die Produktionen des Verlagshauses Baedeker in Koblenz. Zu sehen waren nicht nur Erstausgaben der handlichen Reiseführer, mit denen Baedeker die Reiseliteratur revolutionierte, sondern auch andere Werke aus der Verlagsproduktion, Originalbriefe, Fotos und vieles andere.

Hier finden Sie die vollständigen Ausstellungstexte sowie eine Auswahl von ausgewählten Exponaten im Bild.

Karl Baedeker 1801-1859

  • 3.11.1801 geboren in Essen
  • 1817 Buchhändlerlehre bei J.C. B. Mohr in Heidelberg
  • 1819-1820 Studium an der Universität Heidelberg
  • 1822-1823 Freiwilliges Dienstjahr in Wetzlar
  • 1824-1825 Tätigkeit in der Buchhandlung Georg Andreas Reimer in Berlin
  • 1.7.1827 Eröffnung einer Verlagsbuchhandlung in Koblenz
  • 1829 Heirat mit Emilie Heintzmann
  • 1832 Übernahme der Veröffentlichungsrechte des Verlages Röhling
  • 1839-1859 Mitglied des Stadtrates von Koblenz
  • 1849-1852 Mitglied im Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
  • 4.10.1859 Karl Baedeker stirbt in Koblenz

Ausstellungsstücke

  • Fotos des Grabes der Familie Baedeker auf dem Hauptfriedhof in Koblenz (im Bestand des LBZ)
  • Stammbaum Familie Baedeker (Reproduktion)
  • Baedeker, Emilie (geb. Heintzmann): Eigenhändiger Brief an ihren Sohn Fritz Baedeker vom 4.2.1871. Koblenz 1871
  • Foto Emilie Baedeker, geb. Heintzmann
  • Foto Karl Baedeker
  • Foto Karl Baedeker, um 1850
  • Reisetasche aus dem Besitz der Familie Baedeker
  • Wanderstöcke aus dem Besitz der Familie Baedeker

    (alle Stücke aus dem Nachlass der Familie Baedeker, im Bestand des LBZ)

Baedeker, der Reisende

Karl Baedeker begab sich alljährlich im Sommer auf Reisen und verarbeitete im Winter seine Notizen sowie Briefe und Hinweise von anderen Reisenden.
Seine späteren Handbücher basieren weitgehend auf persönlichen Kenntnissen, die er sich während der Sommermonate "erwanderte". Die Beteuerung nichts in die Beschreibung aufgenommen zu haben, was der Verfasser nicht selbst gesehen oder erlebt hat, findet sich mehrfach in den Texten.

Ausstellungsstücke

Baedeker, Karl: Eigenhändig geschriebenes Reisetagebuch, o.O., o.J.
  • Baedeker, Karl: Handgeschriebenes Reisetagebuch. O. Ort, O. Jahr.
    (Leihgabe aus Privatbesitz )

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Baedeker als Sammler von Autographen

Karl Baedeker hatte von seinem Vater Autographen berühmter Persönlichkeiten wie Königen, Politikern, Wissenschaftlern, Dichtern übernommen. Er führte diese Sammlung fort. Wie das 1866 erschienene zweite Verzeichnis seiner Autographen-Sammlung zeigt, enthielt sie Autographen vieler Zeitgenossen, die er persönlich kannte. Unter den rund 3000 Autographen finden sich solche von Wilhelm und Jacob Grimm, Emanuel Geibel, Annette von Droste-Hülshoff, Ferdinand Freiligrath, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und viele andere.

Ausstellungsstücke

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Baedeker und der Kreis Heuberger

Carl Heuberger stammte aus Neuwied und war seit 1828 Landrat in St. Goar. Da dieser politische Posten ihn nicht ausfüllte, sammelte er Künstler und Schriftsteller um sich ("Kreis Heuberger"). Karl Baedeker hatte durch ihn Kontakt zu diesem Zirkel, zu dem u.a. auch Emanuel Geibel, Justinus Kerner, Hans Christian Andersen gehörten. Der Liberale Heuberger wurde 1848 im Zusammenhang mit der Revolution von seinem politischen Dienst beurlaubt.

Ausstellungsstücke:

  • Geibel, Emanuel:Eigenhändiges Gedichtmanuskript mit Unterschrift, ohne Ort und Jahr [St. Goar, September 1843]
    LBZ-Signatur: H 2002/1 P-SOM
  • "Ich fuhr von Sankt Goar Den grünen Rhein zu Berge ..."
    Veröffentlicht in: Gesammelte Werke. Bd 3, 1883, S. 76ff.
  • Freiligrath, Ferdinand von: Eigenhändiger Brief an Carl Heuberger vom 1.3.1844. Sankt Goar, 1844. 2 S.
    LBZ-Signatur: 92/50 P-SOM
    Sämtliche Briefe aus der insgesamt 72 Briefe umfassenden Sammlung im Besitz des LBZ  sind an den Landrat Heuberger in St. Goar gerichtet, einen treuen Freund Freiligraths. Sie umfassen die Jahre seines Aufenthaltes in St. Goar, ferner die Zeit des Exils in Brüssel, der Schweiz und England, sowie die Zeit der Rückkehr nach Deutschland und seines letzten Domizils in Cannstatt.
  • Kerner, Justinus: Eigenhändiger Brief an Carl Heuberger vom 20.11.1848. Weinsberg, 1848. 1 S.
    LBZ-Signatur: H 92/20 P-SOM

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Die Familien Baedeker und Landfermann

Karl Baedeker hatte sich in Koblenz einen Freundeskreis geschaffen, zu dem auch die Familie  von Dietrich Wilhelm Landfermann gehörte, den Baedeker schon aus seiner Heidelberger Zeit kannte. Landfermann war seit 1841 Regierungs- und Provinzialschulrat in Koblenz. Er wurde 1849 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt, wo er den Wahlkreis Koblenz bis 1850 als Zentrumsabgeordneter vertrat. Baedekers Sohn Fritz  heiratete am 18.6.1873 Florentine, genannt Flöry Landfermann, die Tochter Landfermanns.

Eigenhändiger Brief von Dietrich Landfermann an Flöry und Fritz Baedeker vom 18. Juli 1878.

Ausstellungsstücke

  • Baedeker, Karl: Eigenhändiger Brief an Wilhelm Landfermann vom 12.8.1849.
    LBZ-Signatur: H 87/1:1
  • Telegramm Fritz Baedeker an Flöry Landfermann vom 1. September 1872, aufgegeben in Leipzig.
  • Foto Flöry Baedeker, geb. Landfermann, o. J.    
  • Landfermann, Dietrich Wilhelm: Eigenhändiger Brief an Flöry und Fritz Baedeker vom 16.07.1878
  • Foto Fritz Baedeker mit seiner Frau und seinen fünf Kindern (Johannes, Karl, Ernst, Marianne und Dietrich, genannt "Diez") 1897
  • Foto Flöry Baedeker mit den Kindern Ernst, Marianne und Dietrich, genannt "Diez". 1893
  • Lithographie Dietrich Wilhelm Landfermann, o. J.
  • Foto Dietrich Wilhelm Landfermann, um 1880
  • Gedenktafel für Dietrich Wilhelm Landfermann in Koblenz

Das Marmorrelief, von der Rheinprovinz gestiftet, war am Haus Rheinanlagen 4, dem Wohnhaus von Dietrich Wilhelm Landfermann angebracht. Später kam es in das Dikasterialgebäude in der Regierungsstraße, dem Sitz des Provinzialschulkollegiums. Nach dem Neubau des Oberpräsidiums in der Stresemannstraße wurde es dort im Treppenhaus angebracht. Um 1930 kam es von dort nach Duisburg an das Landfermann-Gymnasium. Ein Abguss befindet sich heute im Dienstgebäude der ADD, Schulabteilung, Außenstelle Koblenz.

(Alle Stücke aus dem Nachlass der Familie Baedeker, im Bestand des LBZ)

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Baedeker als Stadtradsmitglied

Am 5.11.1839 wurde Karl Baedeker in den Stadtrat von Koblenz gewählt. Er gehörte zu den "Höchstbesteuerten", das heißt er kam aus der obersten Wählerklasse. Von 1847 bis 1853 war er unbesoldeter Beigeordneter. Er blieb bis zu seinem Tod Stadtratsmitglied.

Er wurde wegen seiner "gute[n] Gesinnung" und "achtungswerten Persönlichkeit" auch für den Preußischen Roten Adlerorden vorgeschlagen, bekam ihn jedoch nicht verliehen. Die Gründer hierfür sind aus den Quellen nicht ersichtlich.

Ausstellungsstücke

  • Protokolle des Koblenzer Gemeinderats (später Stadtrat), 1839 - 1847
    Leihgabe des Stadtarchivs Koblenz, StaK 623, Nr. 2189
  • Protokolle des Koblenzer Gemeinderats (später Stadtrat) 1847 - 1862
    Leihgabe des Stadtarchivs Koblenz, StaK, 623, Nr. 2190
  • Auszug aus Akte betr. Vorschlag zur Verleihung des Preußischen Roten Adlerordens.
    (KopieLHA Koblenz, Abt. 441, Nr. 3026

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Das Verlagshaus Baedeker in Koblenz

Am 1. Juli 1827 eröffnete Karl Baedeker in Koblenz eine eigene Sortiments- und
Verlagsbuchhandlung. Das Angebot umfasste Rheinansichten, Panoramen, Stadtbeschreibungen aber auch Werke Klassiker. Als der ebenfalls in Koblenz ansässige Verlag Röhling 1832 in Konkurs geriet, erwarb Baedeker sämtliche Veröffentlichungsrechte des Verlages und begann mit einer Neubearbeitung der "Rheinreise" von J. A. Klein.

Baedeker-Haus am Görresplatz, um 1840. Leihgabe des Stadtarchivs Koblenz; StaK FA, Nr. 2445

Ausstellungsstücke

  • Baedeker-Haus am Görresplatz um 1827. Koblenzer Jahresteller 1977
    Aus dem Bestand des LBZ
  • Baedeker-Haus am Görresplatz, um 1840.
    Leihgabe des Stadtarchivs Koblenz; StaK FA, Nr. 2445
  • Baedeker-Haus am Görresplatz, 1946.
    Leihgabe des Stadtarchivs Koblenz; StaK FA, Nr. 1815
  • Anzeige der Buchhandlung Carl Baedeker in Koblenz.
    Kopie aus: Coblenzer Anzeiger 1827                                        
  • Urkunde der Notariatsakte Deuster N 574 vom 18.3.1834.

    Die Urkunde bescheinigt den Übergang des Hauses, in dem Karl Baedeker sein Geschäft hatte, von den Erben des Buchdruckers Heriot Erben auf Karl Baedeker zu einem Preis von 15.050 Talern (Gebäude Rheinstr. Nr. 454 und 455, ab 1853 Rheinstr. 18)
    Leihgabe des Landeshauptarchivs Koblenz, LHA Koblenz, Best. 587,57, Nr. 164.

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Reiseführer des Verlagshauses Baedeker

Reiseführer von Baedeker

Die 1835 erschienene zweite Auflage der "Rheinreise von Mainz bis Köln" kann als der erste Baedeker-Reiseführer bezeichnet werden, da Karl Baedeker die erste Ausgabe stark überarbeitet und erweitert hat. Das Buch war so erfolgreich, dass es innerhalb von zwölf Jahren dreimal neu aufgelegt wurde. Baedeker revolutionierte die Reiseliteratur... Seine handlichen rot eingebundenen Reisehandbücher für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien und andere europäische Länder waren so beliebt, dass "Baedeker" zum Synonym für den Reiseführer schlechthin wurde. 

Fremdsprachige Baedeker

Neben den deutschen Ausgaben erschienen Baedekers Reisehandbücher seit 1846 in Französisch und seit 1861 in Englisch. Diese fremdsprachigen Baedeker waren nicht immer, wie die erste französische Ausgabe des Rhein-Reiseführers ("Le Rhin de Bâle à Dusseldorf, 1846") Übersetzungen der deutschen Handbücher. Sie entstanden oft auch unter Mitarbeit "einheimischer" Spezialisten und waren auf die Bedürfnisse und den Geschmack der jeweiligen Nationalität abgestimmt.

Französischsprachige Ausgaben

Englischsprachige Ausgaben

Ausstellungsstücke

Deutschsprachige Baedeker

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"...nicht nur Reiseführer": die Vielfalt der Verlagsproduktion

Die verlegerische Vielfältigkeit des Verlagshauses Baedeker ist wenig bekannt. Neben den berühmten Reiseführern gab es öffentliche Aufträge wie z.B. Gesetz- und Verordnungsblätter, Verhandlungsprotokolle des Rheinischen Landtages. Das Verlagsprogramm umfasste außerdem Geschichtsbücher, Schulgrammatiken, balneologische Schriften, ingenieurwissenschaftliche Schriften und das bekannte "Konversationshandbuch" in verschiedenen Sprachen. Von 1836 bis 1842 verlegte Baedeker als Nicht-Katholik die "Zeitschrift für Philosophie und Katholische Theologie" der Professoren Achterfeldt, Braun, Scholz und Vogelsang. Sie war das Sprachrohr der Hermesianer, deren Glaubensauslegung als ketzerisch verurteilt worden war.

Lasinsky: Welmich und die Ruine Thurnberg, ca. 1840.

Ausstellungsstücke:

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Kontakt

LBZ / Rheinische Landesbibliothek
Dr. Barbara Koelges
Telefon: 0261 91500-474
E-Mail: Barbara.Koelges(at)lbz.rlp.de 

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